Bundesforum katholische Seniorenarbeit BfKS

Welche Maßnahmen planen Sie, um Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation speziell für Ältere zu stärken und wie sollen dabei vulnerable Zielgruppen erreicht werden?

Wir Freie Demokraten wollen das Präventionsgesetz reformieren. Wir setzen auf Überzeugung statt Bevormundung. Wir wollen allen Altersgruppen einen gesunden Lebensstil vermitteln und damit die Verhütung von Krankheiten ermöglichen. Der Prävention, Krankheitsfrüherkennung und Gesundheitsförderung kommen eine wichtige Bedeutung zu, die nicht nur das Gesundheitswesen umfasst, sondern altersunabhängig die gesamte Gesellschaft.

Die medizinische und berufliche Rehabilitation wollen wir stärken und modernisieren. Eine gute Versorgung mit Rehabilitationsangeboten ist von hoher Bedeutung, um das Leben nach Unfällen und Erkrankungen privat wie beruflich so selbstbestimmt wie möglich leben zu können. Durch Rehabilitation wieder in den Beruf einsteigen zu können, ist für alle Seiten besser und auch günstiger als eine durch geeignete Rehabilitationsmaßnahmen vermeidbare Erwerbsminderungsrente. Auch die längere Lebensarbeitszeit erfordert die Stärkung der Rehabilitation. Die Deckelung des Reha-Budgets in der Rentenversicherung halten wir daher für nicht mehr zeitgemäß. Hier muss die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zu modernen Steuerungsmechanismen nach Rehabilitationsbedarf und -prognose kommen. Beratung und Leistungsgewährung müssen zudem wohnortnah und bürokratieärmer gestaltet sein. Auch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und Online-Beratung sollen auch in der Rehabilitation stärker Verbreitung finden. Die DRV und Bundesagentur für Arbeit sollen künftig enger zusammenarbeiten, damit die Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt noch erfolgreicher gelingt. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2030 bis zu 400.000 Menschen zusätzlich von innovativen Angeboten der Rehabilitation geholfen werden könnte.

Das Gesundheitswesen wollen wir entbürokratisieren und digitalisieren. Um digitale Teilhabe für alle Altersgruppen und eine intuitive Bedienbarkeit für alle Internetnutzenden gleichermaßen zu ermöglichen, wollen wir öffentliche Stellen verpflichten, ihre digitalen Angebote standardmäßig barrierearm und idealerweise barrierefrei anzubieten.

Will Ihre Partei die ambulante und zugehende, mobile Rehabilitation stärken und wenn ja, wie?

Wir Freie Demokraten fordern die Stärkung von Angeboten der mobilen geriatrischen Rehabilitation. Ziel ist es, ältere Menschen nach einer Erkrankung in ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zurückzuführen und eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Um individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen zu können und die Genesung in der gewohnten häuslichen sowie familiären Umgebung zu ermöglichen, muss das Versorgungsangebot ausgebaut werden.

Im letzten Koalitionsvertrag wurde die bundesweite Einführung des präventiven Hausbesuches angekündigt, um frühzeitig Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Wird Ihre Partei den präventiven Hausbesuch als Angebot für Seniorinnen und Senioren bundesweit einführen und wenn ja, wie wird er ausgestaltet?

Wir Freie Demokraten wollen Seniorinnen und Senioren ermöglichen, möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit zu leben. Dafür sind aufsuchende Beratungen im Rahmen kommunaler Quartiersbetreuung sinnvoll. Kommunen sollen bei der Schaffung dieser Angebote von den geeigneten politischen Ebenen unterstützt werden.

Welche Maßnahmen plant Ihre Partei zum Ausbau wohnortnaher gesundheitlicher, pflegerischer und palliativer Versorgungsstrukturen für ältere Menschen, insbesondere auch in strukturschwachen ländlichen Gebieten und in benachteiligten Stadtteilen?

Um allen Patientinnen und Patienten die beste gesundheitliche Versorgung zukommen zu lassen, soll die Gesundheitsversorgung zukünftig umfassend, regional und patientenzentriert gedacht werden. Dabei wollen wir insbesondere die künstliche Sektorenbarriere zwischen dem ambulanten und stationären Versorgungsbereich konsequent abbauen und alle Versorgungsbereiche besser verzahnen und vernetzen. Integrierte Gesundheitszentren können dabei unterstützen, die regionale Grundversorgung mit ambulanten und kurzstationären Behandlungen zu sichern. Die Bedürfnisse des ländlichen Raums mit seinen besonderen Ansprüchen an die Versorgungsstruktur sollen durch entsprechende Programme berücksichtigt werden.

Welche Maßnahmen Ihrer Partei zielen darauf, der steigenden Zahl von Menschen mit demenziellen Erkrankungen bei der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung gerecht zu werden, auch im Krankenhaus?

Um Menschen mit demenziellen Erkrankungen besser zu unterstützen und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten, braucht es mehr aufsuchende Beratung und den Ausbau demenzfreundlicher Quartiere. Die kommunalen Strukturen vor Ort müssen in dieser Hinsicht weiterentwickelt werden. Dazu gehören innovative Wohnkonzepte, "Demenzdörfer" und Pflegekonzepte wie etwa das niederländische Modell der Nachbarschaftshilfe. Diese Ansätze wollen wir über Modellprojekte hinaus ermöglichen. Dabei kommt dem Ehrenamt eine besonders wichtige Rolle bei der Umsetzung zu. Das Ehrenamt muss deswegen gestärkt werden.

Werden Sie sich für eine Delegation und Substitution bestimmter ärztlicher Leistungen an Pflegefachkräfte und die Einführung von Community Health Nurses einsetzen?

Wir Freie Demokraten setzen uns für die Übernahme von ausgewählten ärztlichen Tätigkeiten durch erfahrenes Pflegepersonal ein. Die Substitution und Delegation von definierten ärztlichen Leistungen an Pflegefachkräfte, vor allem mit akademischer Ausbildung, soll unter sicheren Rechts- und Haftungsverhältnissen ermöglicht werden. Dadurch wird der pflegerische Arbeitsalltag realistisch abgebildet und der Beruf aufgewertet.

Welche konkreten Maßnahmen plant Ihre Partei, um Kommunen in der Gestaltung gesundheitsförderlicher Verhältnisse zu unterstützen?

Prävention und Gesundheitsförderung kommt ein wichtiger Beitrag in der Gesellschaft zu, um das Gesundheitswesen, aber auch unsere gesamte Gesellschaft voranzubringen. Wir Freie Demokraten setzen dabei auf Überzeugung statt Bevormundung. Dafür sollen Bürgerinnen und Bürger altersunabhängig leicht und niedrigschwellig Informationen zur Gesundheitsförderung und zur Verhütung von Krankheiten erhalten. Um das zu erreichen, wollen wir das Präventionsgesetz reformieren. Wir unterstützen die Stärkung der Handlungsfähigkeit und der Selbstverwaltung der Kommunen. Wir wollen ein echtes Konnexitätsprinzip im Grundgesetz verankern. Wenn Bund und Länder neue Aufgaben schaffen, müssen sie diese auch bezahlen.

Wie will Ihre Partei sicherstellen, dass Kommunen zukünftig verstärkt bei dem Aufbau zukunftssicherer Versorgungs- und Pflegestrukturen im Rahmen des SGB V und SGB XI mitbestimmen können?

In den Kommunen findet die gesundheitliche und pflegerische Versorgung statt. Hier sind die spezifischen regionalen Besonderheiten und Herausforderungen besonders gut bekannt. Daher soll Kommunen die Etablierung von Quartierskonzepten, wie das niederländische Modell der Nachbarschaftshilfe, erleichtert werden. Die Bedarfssteuerung medizinischer und pflegerischer Angebote sehen wir aber nicht als kommunalpolitische Aufgabe. Der Anbietermix aus privaten, öffentlichen und kirchlichen Trägern hat sich sowohl bei Krankenhäusern als auch bei Pflegeeinrichtungen bewährt. Hier ist es nicht die Aufgabe des Staates, steuernd eizugreifen. Stattdessen muss die Niederlassungsfreiheit bei Ärzten zum Regelfall werden. Gleichzeitig müssen mit Strukturreformen Anreize zur Überversorgung abgebaut werden.

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