N2 – Netzwerk von Promovierendennetzwerken

Auf welche Weise sollten Promovierende auf wissenschafts- und hochschulpolitische Entscheidungen einwirken können?

Wir Freie Demokraten begrüßen das Engagement von Promovierenden. Ihnen sollte grundsätzlich, wie allen hochschulpolitischen Akteuren, die Möglichkeit offen stehen, auf wissenschafts- und hochschulpolitische Entscheidungen einwirken zu können. Wir wollen die Hochschulen mit weitreichenden Freiheiten ausstatten, ihre innere Ordnung selbst zu bestimmen und damit auch unterschiedliche Formen der Einbindung von Promovierenden zu gestalten. Wir sind überzeugt, dass letztlich diejenigen Hochschulen wissenschaftlich am erfolgreichsten sind, in denen die Stimmen der Promovierenden Gehör finden.

Sollten Promovierende in ganz Deutschland zu einer eigenen hochschulrechtlichen Statusgruppe werden? Setzen Sie sich für die Förderung einer flächendeckenden Interessenvertretung der Promovierenden ein?

Wir Freie Demokraten stehen einer bundesweiten Interessenvertretung von Promovierenden offen gegenüber, sofern die Mitgliedschaft freiwillig ist.

Wie soll öffentlich finanzierte Forschung priorisiert und gesteuert werden? Soll eine Differenzierung der wissenschaftlichen Bereiche und Themenfelder hinsichtlich der finanziellen Mittel vorgenommen werden?

Wir Freie Demokraten fordern eine vornehmlich wissenschaftsgesteuerte Verteilung der finanziellen Mittel für Forschung. Die Priorisierung der Forschung soll also grundsätzlich von den Hochschulen selbst vorgenommen werden. Die im Grundgesetz verankerte Freiheit von Forschung und Lehre verteidigen wir in dem Wissen, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst am besten relevante Forschungsfragen formulieren. Mit der Einrichtung einer Deutschen Transfergemeinschaft (DTG) analog zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) soll ein größerer Fokus auf die anwendungsorientierte Forschung gelegt und ein stärkerer Transfer von Forschungsergebnissen in Gesellschaft und Wirtschaft ermöglicht werden. Hierzu hat die Fraktion der Freien Demokraten im Bundestag eine Initiative eingebracht (vgl. BT-Drs.-19/6265).

 

Wie stehen Sie zum Promotionsrecht für Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften?

Wir Freie Demokraten fordern eine Möglichkeit für Universitäten, mit Fachhochschulen kooperierende Promotionsverfahren durchführen zu können. Die Fachhochschulen bieten durch ihre Praxisnähe ein Studium, das für die Wirtschaftskraft von Regionen als Wachstumsquelle fungieren kann. Wir fordern, den Fachhochschulen, die sich schwerpunktmäßig mit Forschung beschäftigen sowie ihren Studierenden breite Kenntnisse im Bereich der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens vermitteln, in den jeweiligen Landeshochschulgesetzen ein gesondertes Promotionsrecht zu ermöglichen.

Die Anzahl der Promovierenden ist weiter auf Rekordniveau, ohne dass in gleichem Maße mehr Dauerstellen/Professuren eingerichtet werden, obwohl eine akad. Karriere von vielen angestrebt wird. Wie wollen Sie mit dieser Diskrepanz umgehen und die Planbarkeit einer wissenschaftl. Karriere verbessern?

Wir Freie Demokraten möchten bessere Rahmenbedingungen an Hochschulen für Wissenschaftskarrieren schaffen. Dabei ist uns auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zentrales Anliegen – zum Beispiel durch eine bessere Kinderbetreuung an Hochschulen und die Möglichkeit für Väter und Mütter, ihre Lehrverpflichtungen beziehungsweise Forschungszeiten selbstbestimmter festzulegen. Zudem unterstützen wir den Ausbau von Tenure-Track-Professuren, um mehr Planbarkeit für wissenschaftliche Karrieren zu ermöglichen und die Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft zu verbessern. Für Promovierte, die in der Wirtschaft tätig waren, sollen der Wiedereinstieg in die Wissenschaft stärker gefördert und die Kriterien dafür individuell von den Hochschulen festgelegt werden.

Wie sehen Sie das Verhältnis von befristeten Stellen in der Wissenschaft und der häufigen Verbindung dieser Stellen mit Daueraufgaben (z. B. Lehre, administrative und Betreuungsaufgaben)? Sollten Daueraufgaben mit Dauerstellen gekoppelt werden?

Nicht die Existenz befristeter Arbeitsverträge ist das Problem, sondern deren oftmals kurze Dauer. Die manchmal semesterweise Suche nach einer Anschlussfinanzierung raubt Zeit für die wissenschaftliche Arbeit und steht der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Weg. So verlassen viele junge Talente die Wissenschaft aus Gründen, die nichts mit ihrer Qualifikation zu tun haben. Das ist auch ein Qualitätsproblem. Deshalb wollen wir Freie Demokraten das Wissenschaftszeitvertragsgesetz reformieren. Parallel sollte eine Expertenkommission ausgehend vom Zielkonflikt zwischen planbaren Karrieren, Generationengerechtigkeit sowie der notwendigen Flexibilität der Wissenschaftseinrichtungen praktikable Lösungen entwickeln. Wir wollen Promotionen von Beginn an über ihre gesamte erwartbare Laufzeit absichern, Vertragslaufzeiten an Projektlaufzeiten knüpfen und partnerschaftliche Initiativen für cross-sektorale Personalentwicklung in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung unterstützen. Daueraufgaben, die nicht an die Erlangung einer wissenschaftlichen oder künstlerischen Qualifikation gebunden sind, sollten im Regelfall an Dauerstellen geknüpft sein.

Darüber hinaus fordern wir, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz künftig alle vier Jahre zu evaluieren, um dessen Regelungen im Zielkonflikt zwischen planbaren Karrieren, Generationengerechtigkeit sowie der notwendigen Flexibilität der Wissenschaftseinrichtungen gegebenenfalls nachjustieren zu können. Länder und Hochschulen sind gefordert, die inzwischen langfristigere Finanzierungsperspektive des Bundes zu nutzen, um verlässliche Arbeitsplätze zu schaffen.

 

Wie wollen Sie sicherstellen, dass für Corona-bedingte Vertragsverlängerungen genügend Mittel an den Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen?

Der dynamische Mittelaufwuchs im Pakt für Forschung und Innovation stellt vielen Forschungseinrichtungen bereits ein finanzielles Polster zur Verfügung. Pandemiebedingte Vertragsverlängerungen müssen insbesondere in der Projektmittelfinanzierung berücksichtigt werden können. Erkenntnisse über darüber hinausgehende Mehrbedarfe sollten in die nächsten Haushaltsberatungen einfließen.

Welche Pläne haben Sie neue wissenschaftliche Berufsbilder (neben z.B. Professor*innen und Akademischen Rät*innen) und damit Karriereperspektiven für Promovierende und Promovierte zu schaffen?

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass bestehende Modelle wie die Tenure-Track-Professur ausgebaut werden, um Karriereperspektiven in der Wissenschaft verlässlicher zu gestalten. Länder und Hochschulen sind gefordert, die inzwischen langfristigere Finanzierungsperspektive des Bundes zu nutzen. Individuellere Schwerpunktsetzungen - beispielsweise in der Balance von Forschungs- und Lehrtätigkeiten - sind wünschenswert, setzen aber nicht unbedingt neue Berufsbilder voraus.

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