AGFW | Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V.

Grüne Fernwärme ist ein Schlüsselelement der Wärmewende. Eine aktuelle Studie des AGFW belegt, dass der Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen bis 2030 auf bis zu 45% ansteigen kann. Mit welchen Maßnahmen möchte Ihre Partei diesen Ausbau erreichen?

Neben dem Stromsektor muss auch der Wärmesektor auf klimaneutrale Energiequellen umgestellt werden. Das wollen wir durch ein striktes CO2-Limit und eine einheitliche CO2-Bepreisung für alle Treibhausgasemissionen erreichen. Dazu wollen wir das bestehende europäische Emissionshandelssystem auf alle Sektoren ausweiten. So gelingt effizienter Klimaschutz zu den geringsten CO2-Vermeidungskosten. Außerdem setzen wir uns für eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren auch für Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien sowie Wärmenetze ein. Wir unterstützen Quartierslösungen als ein entscheidender Schlüssel zur effizienten Energiebereitstellung. Eine wichtige Rolle spielen dabei leistungsgerecht ausgelegte Anlagensysteme.

Ausbau und Verdichtung der Wärmenetze sind insbesondere in den Städten wichtige Bausteine für die Erreichung verschärfter Klimaziele. Ihr Marktanteil beträgt heute 14%, in Zukunft kann er bei 30% liegen. Was ist hierfür Ihrer Meinung nach zu tun?

Wärmenetze beziehungsweise klar definierte Quartierslösungen können einen wichtigen Beitrag für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft leisten. Wichtiger als zusätzliche Unterziele für einzelne Technologien sind jedoch die richtigen Rahmenbedingungen. Wir möchten das bestehende europäische Emissionshandelssystem auf alle Sektoren ausweiten und setzen wir uns für Bürokratieabbau im Energierecht, für Reformen der Normierung sowie die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien sowie Wärmenetze ein.

Die Wärmelieferverordnung in ihrer jetzigen Form erschwert sowohl den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudesektor als auch die Verdichtung klimafreundlicher Wärmenetze. Wird sich Ihre Partei für eine Anpassung der Wärmelieferverordnung einsetzen? Wenn ja, für welche?

Wir setzen auf einen möglichst diskriminierungsfreien Wettbewerb emissionsarmer Lösungen und möchten dazu auch Hemmnisse für den Einsatz klimaneutraler Wärme abbauen. Wir werden die von der Bundesregierung beauftragte Evaluierung der Wärmelieferverordnung prüfen. Gleichzeitig wollen wir die Kosten des Klimaschutzes für Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst gering halten und mehr Wettbewerb ermöglichen.

Die Kraft-Wärme-Kopplung ist ein wichtiger Bestandteil der Fernwärmesysteme und Garant einer sicheren und klimafreundlichen Strom- und Wärmeerzeugung. Wie möchte Ihre Partei das KWKG weiterentwickeln und modernisieren, damit die KWK bis 2030 und darüber hinaus dieser Rolle gerecht werden kann?

Das nationale Vorgehen der Bundesregierung über den Brennstoffemissionshandel führt zu einer Benachteiligung der KWK. Wir setzen uns stattdessen für die Einbeziehung sämtlicher Treibhausgasemissionen aus allen Sektoren in den europäischen Emissionshandel ein. Durch das strikte CO2-Limit werden die Klimaziele sicher und effizient erreicht und CO2 zunächst dort eingespart, wo die Vermeidungskosten am geringsten sind. Subventionen für einzelne Technologien werden dadurch langfristig überflüssig. In den nächsten Jahren kann das KWKG jedoch eine wichtige Rolle spielen, um eine sichere Versorgung mit Strom und Wärme angesichts des Kohle- und Atomausstiegs anzureizen.

Die Erschließung von Abwärmepotenzialen ist in vielen Städten eine sinnvolle und notwendige Option, um den Einsatz erneuerbarer Energien zu ergänzen. Welcher Maßnahmen bedarf es, um eine stärkere Nutzung von Abwärme zu erreichen?

Die Nutzung von Abwärme ist eine sinnvolle Ergänzung zum Erreichen der Klimaziele. Wir möchten den Wärmesektor vollständig in den Emissionshandel einbeziehen. Dadurch steigt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Abwärmenutzung und die Anreize für Industrie und Gewerbe, nicht-vermeidbare Abwärme auszukoppeln. Regulatorische Hürden für die Abwärmenutzung möchten wir beseitigen.

Wärmeplanung in den Kommunen kann die Dekarbonisierung des Wärmemarktes beschleunigen und gesellschaftliche Akzeptanz schaffen. Unterstützt Ihre Partei die flächendeckende Etablierung einer kommunalen bzw. regionalen Wärmeplanung nach bundeseinheitlichen Standards in Deutschland? Wenn ja, wie?

Kommunale Wärmeplanung kann energetische Potentiale und ausgewiesenen Bedarf im Dialog aller Akteure im Gesamtsystem kommunaler Energieversorgung optimieren. Der kommunale Wärmeplan stellt deshalb eine Roadmap dar und liefert den kommunalen Parlamenten Entscheidungs- und Handlungsvorschläge für klimagerechte Stadt- und Energieplanung. Wir setzen uns für Lösungen ein, die die regionalen und kommunalen Besonderheiten in besonderer Weise abbilden. 

Das BEG trägt dem Systemcharakter der Fernwärme nicht ausreichend Rechnung. Plant ihre Partei Änderungen am BEG vorzunehmen, um einen diskriminierungsfreien Wettbewerb von Einzelheizungs- und Systemlösungen zu ermöglichen? Wenn ja, welche?

Wir setzen uns für die Einbeziehung sämtlicher Treibhausgasemissionen aus allen Sektoren in den europäischen Emissionshandel ein. Durch das strikte CO2-Limit werden die Klimaziele sicher und effizient erreicht und CO2 zunächst dort eingespart, wo die Vermeidungskosten am geringsten sind. Subventionen für einzelne Technologien werden dadurch langfristig überflüssig.

KWK- in Kombination mit Power-to-Heat-Anlagen sowie Großwärmepumpen in Wärmenetzen können einen wichtigen Beitrag zur Sektorkopplung leisten. Wie möchte Ihre Partei die Nutzung erneuerbaren Stroms im Wärmesektor voranbringen?

Wir wollen die Sektorenkopplung erleichtern, indem wir über einen ausgeweiteten Emissionshandel CO2 in allen Sektoren einheitlich bepreisen und Hürden wie die hohen staatlich veranlassten Kostenbestandteile beim Strompreis reformieren. Dazu möchten wir die Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß senken und die EEG-Umlage schrittweise abschaffen. Die Entbürokratisierung des Energierechts sowie die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sehen wir ebenfalls als wichtige Bausteine für ein Gesamtsystem Energieversorgung.

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