Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Wir alle profitieren von den Ökosystemleistungen des Waldes. Viele werden unentgeltlich erbracht. Setzt sich ihre Partei für eine Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes ein und wie stellen Sie sich die Umsetzung vor?

Der Wald spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung und Kompensation von Treibhausgasen und leistet somit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Wir Freie Demokraten wollen die multifunktionale Ökosystemleistungen des Waldes, die größtenteils unentgeltlich erbracht werden, mit marktwirtschaftlichen Instrumenten honorieren. Wir sehen die Klimaschutzleistung der Wälder als Ergebnis einer aktiven Waldbewirtschaftung und wollen die Inwertsetzung der CO2-Bindungsleistung von Wäldern und somit die Einführung eines Vergütungsystems dieser Leistung vorantreiben. Durch die Vergütung der langfristigen Bindung von CO2 durch die Berücksichtigung des Wirtschaftswaldes im Emissionshandelssystem wollen wir zusätzlich marktwirtschaftliche Anreize schaffen für eine nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung und, wo möglich, für eine Erweiterung der Waldfläche durch Neuaufforstung. Dazu hat die Fraktion der Freien Demokraten unter anderem die Initiative „Waldbonus schaffen – CO2 reduzieren“ (BT-Drs. 19/16484) in den Bundestag eingebracht und dieses wichtige Thema somit zuerst auf die politische Agenda gesetzt.

Unsere heimischen Wälder an zukünftiges Klima angepasst sein. Wie beabsichtigen Sie die Forstbetriebe und Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer zu motivieren, ihre Wälder trotz im Moment niedriger Erlöse klimastabil umzubauen. Welche Maßnahmen wollen Sie umsetzen?

Wir Freie Demokraten wollen das Konzept der multifunktionalen Forstwirtschaft, vor allem vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen, stärken und unsere Wälder zukunftsfit machen. Angesichts der extremen Wetterereignisse und des massiven Schädlingsbefalls der jüngsten Vergangenheit setzen wir uns für eine echte Waldschutzoffensive ein. Dazu wollen wir die Forstbetriebe und Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer besser bei einer schnellen Schadholzbergung und -vermarktung und der Schädlingsbekämpfung unterstützen. Da aktiv bewirtschaftete Wälder nachweislich mehr CO2 binden, stellt unsere Idee eines marktwirtschaftlichen Vergütungssystems der Bindungs- und somit Klimaschutzleistung der Wälder die besten Anreize für Forstbetriebe und Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer dar, ihre Wälder trotz im Moment niedriger Erlöse klimastabil umzubauen und somit eine Grundlage für gesunde Wälder zu schaffen. Zudem setzen wir uns für den Wiederaufbau der Wälder mit klimaresilienten und standortgerechten Baumarten ein und wollen dafür auch den entsprechenden rechtlichen Rahmen schaffen. Betriebe der Land- und Forstwirtschaft werden wir mittels einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage dabei unterstützen, besser Vorsorge zur Selbsthilfe treffen zu können.

Die Baumartenwahl gilt als das entscheidende Instrument, eine Klimaanpassung unserer Wälder zu erreichen. Wie möchte Ihre Partei hier die Schwerpunkte setzen, welche Rolle sollen dabei nicht heimische Baumarten spielen und welche Wiederbewaldungsmaßnahmen und Initiativen wird ihre Partei umsetzen?

Wir Freie Demokraten wollen einen raschen Wiederaufbau und die Gesundung der Wälder durch praxistaugliche Regelungen erreichen. Als ein entscheidendes Instrument, unsere Wälder vor dem Hintergrund von Klimaveränderungen zukunftsfit zu machen, ist die Wahl und die Nutzung standortangepasster Baumarten. Dazu wollen wir das Forstvermehrungsgutgesetz anpassen.

Die internationale Waldzerstörung hat in den letzten Jahren wieder massiv zugenommen. Entwaldungsfreie Lieferketten gelten hier als Schlüsselinstrument, um die Abholzung von Wäldern zu reduzieren. Wie beabsichtigen Sie entwaldungsfreie Lieferketten sicher zu stellen?

Für uns Freie Demokraten ist Klimaschutz und die Entwicklungs- sowie die internationale Forstpolitik untrennbar miteinander verbunden. Besonders Tropenwälder regulieren in besonderem Maß den regionalen Wasserhaushalt, verhindern Dürren und Überschwemmungen, schützen vor Bodenerosion und sichern den Erhalt biologischer Vielfalt. Aus unserer Sicht darf eine weltweite Waldvernichtung nicht mehr hingenommen und muss aktiv vermieden werden.

Hierzu hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag die Initiative "Weltweit mehr Wald für den Klimaschutz" eingebracht (vgl. BT-Drs. 19/9226). Demnach soll im Rahmen einer lösungsorientierten Entwicklungspolitik ein nach Regionen und Staaten unterteiltes Konzept für Aufforstungen als ökologisch und sozioökonomisch interessante Alternative zu Agro-Plantagen oder Viehzucht erarbeitet werden, wobei Zuschüsse aus Mitteln der weltweit verfügbaren CO2-Kompensationsfonds einzubeziehen sind. Zudem wollen wir den Kenntnis- und Technologietransfer zwischen Deutschland und Entwicklungsländern für Verfahren zum dauerhaften Entzug des CO2 aus der Verbrennung von Biomasse und dessen dauerhafter Speicherung anstoßen und aktiv entwickeln.

Nicht zuletzt sehen wir auch in der Schaffung besser Rahmenbedingungen für unsere heimische Landwirtschaft einen wichtigen Baustein darin, Waldrodungen für die Produktion von Eiweißpflanzen in anderen Staaten zu vermeiden. Gerade vor dem Hintergrund der Debatten um die Importe von Eiweißfuttermitteln mit Regenwaldrodungen und geringeren Umweltstandards in den Produktionsländern werden wir mit einer sachorientierten Pflanzenschutzpolitik und wirkungsvollen Maßnahmen dafür sorgen, den Anteil an heimisch erzeugten Eiweißpflanzen zu erhöhen.

Trotz großer Anstrengungen werden täglich 56 Hektar (darunter auch Wald) in Deutschland versiegelt. Dies läuft konträr zur großen Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz und die Biodiversität. Wie beabsichtigen Sie den Schutz der Waldfläche sicherzustellen und den Flächenverbrauch zu reduzieren?

Wir Freie Demokraten wollen Nutzungskonflikte zwischen den ökologisch wertvollen Waldflächen in Deutschland mit ihrer großen Bedeutung für den Klimaschutz und die Biodiversität und dem Flächenbedarf etwa von Wohnraum durch praktikable Rahmenbedingungen lösen. Um die in der Innenentwicklung vorhandenen Potentiale auch strategisch nutzen zu können, müssen wachsende Städte und Gemeinden die potentiellen Flächen erkennen und die Hindernisse einer Bebauung beseitigen. Wir Freie Demokraten wollen dafür ein Baulücken- und Potentialflächenkataster einführen. Auf dessen Grundlage können die Gemeinden mit angespannten Wohnungsmärkten konkrete Zeit- und Maßnahmenpläne zur Bebauung dieser innenliegenden Flächen entwickeln. Hindernisse bei der Wiederverwertung von Brachflächen sind konsequent zu beseitigen. Der Bund muss die Länder im Rahmen der Bauministerkonferenz außerdem zu einer Entbürokratisierung des Dachausbaus und der Dachaufstockung, etwa bei der Stellplatz- und Aufzugspflicht, anhalten und mittels der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein entsprechendes Förderprogramm auflegen.

In Anbetracht der großen Kahlflächen im Wald wird in waldreichen Regionen die Forderungen erhoben, die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen und den Bau von Windkraftanlagen im Wald leichter zu genehmigen. Wie steht ihre Partei dazu?

Wir Freie Demokraten sehen die ökologischen Probleme beim Bau von Windenergieanlagen in Wäldern. Aus diesem Grund muss unter der Berücksichtigung der jeweiligen Bedingungen vor Ort nach strengen Maßstäben geprüft werden, inwieweit Waldflächen, auch solche, die aufgrund der extremen Wetterereignisse zerstört wurden, als Standort von Windenergieanlagen in Frage kommen können.

Welche Strategien, Maßnahmen und Finanzmittel plant Ihre Partei, um waldbezogene Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in alle Bereiche der Bildung von der Kita über die Sekundarstufen bis hin zur Ausbildung und Hochschulbildung, regelmäßig und verlässlich, zu etablieren?

Wir Freie Demokraten setzen und dafür ein, dass der Wald stärker in den Aktionsplan „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ eingebunden wird. Als eine Aufgabe staatlicher Hoheitsverwaltung spielt die Umweltbildung durch die Landesbehörden eine immer bedeutendere Rolle - von der Kita über die Sekundarstufen bis hin zur Ausbildung und Hochschulbildung. Hierbei wollen wir die Länder verstärkt im Bereich der Waldpädagogik unterstützen und die Rahmenbedingungen dafür verbessern. 

Der Nationale Aktionsplan BNE sieht vor, non-formale und informelle Lern- und Bildungsangebote als Teil von BNE-Bildungslandschaften auszubauen. Wie wollen Sie qualifizierte Pädagoginnen der außerschulischen, waldbezogenen BNE fördern, damit sie den BNE-Bildungsauftrags leisten können?

Wir Freie Demokraten wollen die non-formalen und informellen Lern- und Bildungsangebote von waldbezogenen BNE-Bildungsangeboten zusammen mit den Ländern stärken und den Austausch der Länder über erfolgreich laufende Projekte fördern.

Wir fordern Qualitätskriterien und Leitfäden für die Zusammenarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Initiativen. Engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Experten jeden Alters können Schülerinnen und Schülern lebens- und alltagsnah von ihrer Arbeit erzählen, zum Ausprobieren einladen und die Bedeutung ihrer Forschung für die Gesellschaft erläutern.

Wir schätzen es zudem, dass ein wesentlicher Teil dieser Bildung ehrenamtlich erfolgt. Wir Freie Demokraten wollen das Ehrenamt von Bürokratie und möglichen Haftungsrisiken entlasten. Das freiwillige Engagement tausender Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Umweltbildung ermöglicht Millionen von Menschen und vor allem Kindern und Jugendlichen wertvolle Lernprozesse.

 

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