Pro Psychotherapie e.V.

Wie beurteilen Sie den neuen Studiengang Psychotherapie sowie die Ausbildung zum Fachpsychotherapeuten? Setzten Sie sich für eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze ein? Wie stehen Sie zur Anerkennung von gleichwertigen Psychotherapie-Ausbildungen, die im Ausland absolviert wurden?

Da sich die neue Ausbildung noch in der Einführungsphase befindet, ist eine genaue Beurteilung derzeit noch nicht möglich. Grundsätzlich wollen wir Freie Demokraten die Ausbildung der psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aber weiterentwickeln. Ebenso wollen wir mehr Studienplätze für Psychologie und Psychotherapie schaffen. Das starre Kapazitätsrecht, das die Zahl der bereitgestellten Studienplätze regelt, wollen wir grundlegend reformieren, um Hochschulen mehr Investitionen in digitale Lehrangebote, bessere Betreuungsquoten sowie berufs- und lebensbegleitende Studienmodule zu ermöglichen.

Als Freie Demokraten setzen wir uns für eine möglichst unbürokratische Anerkennung von gleichwertigen ausländischen Abschlüssen ein. Die Vergleichbarkeit und gegenseitige Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen wollen wir verbessern.

Anfang 2021 betrug die durchschnittliche Wartezeit auf einen Psychotherapie-Platz 22 Wochen. Die meisten Menschen benötigen jedoch viel schneller Hilfe. Welches Konzept hat Ihre Partei, um mehr Menschen in Deutschland schneller zu einem Psychotherapie-Platz zu verhelfen?

Wir Freie Demokraten wollen die Wartezeiten auf einen Therapieplatz reduzieren und den Ausbau von Therapieplätzen fördern. Die Anzahl der Kassensitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wollen wir deutlich erhöhen. Schulpsychologische Beratungsangebote wollen wir ausbauen. Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sollen an jeder Schule verfügbar sein.

Gibt es Pläne für eine geordnete Berufsausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie? Unterstützen Sie eine Abrechnung bestimmter psychotherapeutischer Leistungen von Heilpraktikern mit nachgewiesen wissenschaftlich fundierter Psychotherapieausbildung über die GKV in größerem Ausmaß als bisher?

Von Seiten der Freien Demokraten gibt es aktuell keine Pläne für eine Berufsausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie.

Wie stellen Sie sich die Psychotherapie per Videotelefonie mittelfristig vor allem hinsichtlich der Sicherung der therapeutischen Qualität und Vergütung von Videositzungen sowie der maximal abrechenbaren Videositzungen im Rahmen einer kassen-finanzierten Psychotherapie vor?

Wir halten es für möglich, dass die Videotechnik als ergänzende Technik in der Psychotherapie eine Rolle spielen kann, insbesondere, wenn ein persönlicher Kontakt nicht möglich ist. Eine Videobehandlung ist im Zweifelsfall besser, als gar keine Behandlung. Die Videotherapie bietet aber auch Chancen, Menschen anders als bisher zu erreichen und bietet neue Therapiemöglichkeiten. Für die Sicherung der therapeutischen Qualität, die Zulassung von Videotherapien und für die genaue Regelung der Finanzierung ist allerdings nicht die Politik zuständig, sondern die Selbstverwaltung im Gesundheitssystem. Diese entscheidet unabhängig und auf Grundlage fachlicher Kriterien, welcher Weg hier der Beste ist. Als Freie Demokraten vertrauen wir der unabhängigen Expertise der Fachleute in der Selbstverwaltung.

Wie beurteilen Sie den Stand der Nationalen Suizid-Präventionsstrategie auf Maßgabe der WHO? Befürworteten Sie eine Nationale Suizid-Präventionsstrategie für Deutschland? Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie deren Umsetzung? Welche Konzepte hat Ihre Partei zur Reduktion der Selbstmordrate?

Wir unterstützen sowohl zielgerichtete Vorhaben zur Suizidprävention als auch die Implementierung von entsprechenden Interventionsmöglichkeiten. Allerdings handelt es sich hier zunächst um eine Aufgabe der Selbstverwaltung, entsprechende Vorschläge zur Umsetzung einer Strategie vorzulegen.

Wie beurteilt Ihre Partei die neue Psychotherapeuten-Richtlinie aus dem Jahr 2017? Sehen Sie Verbesserungsbedarf? Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie zur Verbesserung vor?

Die seit April 2017 in Kraft getretenen Änderungen der Psychotherapie-Richtlinie hatten zum Ziel, dass Patienten schneller behandelt werden. Eine zeitnahe Versorgung durch Akutbehandlung scheint nach unserer Ansicht aber immer noch nicht gewährleistet (vgl. Kleine Anfrage „Auswirkungen der Psychotherapie-Richtlinie-Reform und des TSVG auf die psychotherapeutische Versorgung“ BT-Drs. 19/21716).

Insgesamt liegt die Psychotherapeuten-Richtlinie allerdings nicht im Zuständigkeitsbereich der Politik, sondern in der Selbstverwaltung im Gesundheitssystem beim Gemeinsamen Bundesausschuss.

Viele Inhaber von Kassensitzen versuchen ihren Sitz gewinnbringend zu verkaufen oder kaufen mehrere Sitze, um Berufseinsteiger anzustellen. Wie stehen Sie zu dieser Praxis? Welche Lösungsansätze haben Sie, um diesen Missstand zu beheben und Berufseinsteiger finanziell zu entlasten?

Wir Freie Demokraten wollen den Ausbau von Therapieplätzen fördern und die Anzahl der Kassensitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten deutlich erhöhen. Ebenso wollen wir mehr Studienplätze für Psychologie und Psychotherapie schaffen.

Das BMG schlägt eine Ergänzung in § 92 SGB V vor: „Der G-BA prüft […] wie die Versorgung von psychisch kranken Versicherten bedarfsgerecht und schweregradorientiert sichergestellt werden kann". Halten Sie „Rasterpsychotherapie“ für geeignet? Haben Sie Alternativen? Unterstützen Sie die Bestrebungen?

Wir benötigen einen individuellen Zugang zu dem jeweiligen Patienten. Wir setzen uns für Therapiefreiheit und weniger Bürokratie ein. Vorgaben in Form einer "Rasterpsychotherapie" lassen sich nur schwer mit dem Leitbild der Therapiehoheit in Einklang bringen.

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