GASB e.V. - German Association for Synthetic Biology
Die Vereinigten Staaten und China haben die Biotechnologie und im speziellen die Synthetischen Biologie als Schlüsseltechnologie der Zukunft identifiziert. Stimmt Ihre Partei mit dieser Analyse überein und wenn ja, was sind die konkreten Pläne Ihrer Partei um auf diesem Gebiet aufzuholen?
Wir Freie Demokraten wollen die Chancen der Biotechnologie stärker nutzen. Die Biotechnologie ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts zur Lösung verschiedener gesellschaftlicher Herausforderungen. Ihre Anwendungsbereiche sind vielfältig: Medizin (rote Biotechnologie), Pflanzenzüchtung beziehungsweise Landwirtschaft (grüne Biotechnologie) und Industrie (weiße Biotechnologie). Nicht zuletzt die Genschere „CRISPR-Cas9“ eröffnet völlig neue Möglichkeiten, da sie die Bearbeitung von DNA-Bausteinen in höchster Präzision ermöglicht. Mit Chancen und Risiken neuer Entwicklungen der Biotechnologie wollen wir offen und transparent umgehen. Wir lehnen pauschalisierende Verbote ab und fordern stattdessen eine faktenbasierte, ergebnisoffene Bewertung neuer Technologien. Mit einer Biotechnologie-Agenda wollen wir eine Grundlage für den Einsatz der Biotechnologie schaffen.
Synthetische Biologie könnte zukünftig einen wichtigen Beitrag zu einer CO2 neutralen Kreislaufwirtschaft leisten. Befürworten Sie z.B. den Einsatz von gentechnischen Methoden zur Pflanzenzüchtung (z.B. CRISPR-Cas) um die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft klimaneutraler zu gestalten?
Für uns Freie Demokraten sind Innovationen der Schlüssel und die Basis für unser wirtschaftliches Wachstum und unseren Wohlstand. Gleichermaßen sind wir gezwungen auf Klimaveränderungen vorbereitet zu sein. Gerade die Landwirtschaft benötigt das richtige Werkzeug auch in Zukunft sichere Erträge erzielen zu können und gleichzeitig so nachhaltig wie möglich zu wirtschaften. Grüne Gentechnik eröffnet neue Möglichkeiten, um Böden zu schonen, Biodiversität zu fördern und die Effizienz des Betriebsmitteleinsatzes zu erhöhen. Daher ist der Einsatz von sogenannten neuen Züchtungsmethoden zur Pflanzenzüchtung (wie etwa CRISPR-Cas), um die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft klimaneutraler zu gestalten, ein wichtiger Baustein.
Befürwortet Ihre Partei die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen zu Forschungszwecken?
Mit intelligenter und Ideologie freier Politik können wir Umweltproblemen die Stirn bieten. Moderne Agrartechnologien können die Ernährung von Milliarden Menschen bei gleichzeitiger Verringerung der Umweltbelastung sichern. Neue Züchtungstechniken wie das Genome Editing liefern bereits heute vielversprechende Antworten auf veränderte Umweltbedingungen.
Nach dem Erfolg bei der Impfstoff-Entwicklung des Unternehmens BioNTech hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag ein Aktionsprogramm für den Gentechnologie-Standort Deutschland vorgelegt, in dem es um bessere steuerliche Anreize, Konzepte für Wagniskapital, Gesetzesanpassungen an den jeweiligen Stand der Forschung und eine Stärkung der Akzeptanz für dieses Forschungsfeld geht. Darüber hinaus fordern wir eine grundsätzliche Überarbeitung des EU-Gentechnikrechts, nach der in einem neuen, abgestuften Risikoklassifizierungsverfahren sämtliche Pflanzenzüchtungsverfahren, ausgehend von klassischen Züchtungsverfahren bis hin zu modernen Genome-Editing-Verfahren (z. B. SDN, ODM- Technologien oder Insertion artfremder Gene), zu berücksichtigen sind. Das deutsche Gentechnikrecht wollen wir entsprechend anpassen. Diese Überarbeitung muss die bisherige, auf dem Wissensstand der 1990er Jahre stammende Gesetzgebung ablösen (vgl. „Chancen neuer Züchtungsmethoden erkennen – Für ein technologieoffenes Gentechnikrecht“ BT-Drs.- 19/10166).
Künstliche Intelligenz, Quanten- und Batterietechnologien werden bereits im Rahmen des MINT Aktionsfahrplans des BMBFs gefördert. Inwieweit wollen Sie biotechnologische und synthetisch biologische Bildungsprojekte z.B. im Rahmen solcher Programme des BMBFs in Zukunft einbringen und fördern?
Moderne Hochschulen und beste Forschungsbedingungen sind die Grundlage für Innovation und Fortschritt in unserem Land und weltweit. Sie öffnen neue Chancen für unsere Gesellschaft und für die Bekämpfung globaler Herausforderungen. Wir wollen für eine moderne Forschungspolitik sorgen, die Chancen in neuen Technologien sieht und mit Gefahren verantwortungsvoll umgeht.
Damit aus jungen Forschern aufgeweckte Erwachsene werden, die etwa in Ingenieursberufen biotechnologische Innovationen aktiv mitgestalten, fordern wir eine MINT-Offensive. Kinder müssen eine frühzeitige MINT-Bildung erhalten. Daher fordern wir verpflichtende, qualitativ hochwertige und bundesweite Qualitäts- und Bildungsstandards in der frühkindlichen MINT-Bildung. Pädagoginnen und Pädagogen müssen für experimentelles und forschendes Lernen in Kitas ausgebildet werden. Mit modernen Makerspaces in Schulen ermöglichen wir allen Jugendlichen bessere Zukunftschancen. Auch fordern wir ein gezieltes Maßnahmenpaket für die Förderung von Mädchen und Frauen im MINT-Bereich.
Um die Stärke Deutschlands in den für die Biotechnologie zunehmend wichtiger werdenden Technikwissenschaften auszuspielen und mit lebenswissenschaftlichen und IT-relevanten Kompetenzen zu verknüpfen, wollen wir Ausbildungs-und Studienangebote an die neuen biotechnologischen Forschungs-und Wirtschaftsfelder anpassen. Hierzu hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag eine Initiative eingebracht (vgl. „Aus BioNTech-Erfolg lernen – Aktionsprogramm für den Gentechnik-Standort Deutschland vorlegen“ BT-Drs.- 19/24365).
Startups im Bereich der Synthetischen Biologie sind mit großem technologischem Risiko verbunden und benötigen lange Investitionen durch Risikokapital. Wie wollen Sie die Unternehmensgründung von Firmen mit hohem technologischem Risiko fördern?
Wir Freie Demokraten wollen Forschung und Entwicklung steuerlich stärker fördern. Deutschland kann nur dann dauerhaft Wohlstand und soziale Sicherheit gewährleisten, wenn die Unternehmen innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Das Steuerrecht muss dazu einen Beitrag leisten, indem es die Rahmenbedingungen für die Bereitstellung von Wagniskapital verbessert. Dadurch schaffen wir bessere Bedingungen für Start-ups und geben Innovationen eine Chance. Gerade die Coronakrise hat gezeigt, dass der stete Wandel der Wirtschaft neue Ideen und Wege erfordert. So muss Deutschland bei der Digitalisierung aufholen. Deshalb brauchen wir ein Steuerrecht, das innovative Unternehmen unterstützt.
Darüber hinaus wollen wir den Zukunftsfonds (Dachfonds) zur Start-up-Finanzierung deutlich ausbauen. Anstatt nur mehr staatliche Mittel bereitzustellen, wollen wir für privates Kapital die Investition in Wagniskapital attraktiver gestalten. Der Dachfonds baut eine Brücke, um die derzeitigen Hindernisse, wie zu hohe Eigenkapitalanforderungen oder zu kleine Investitionssummen, zu überwinden. Der Dachfonds steht institutionellen Investorinnen und Investoren, „Family Offices“ und erfahrenen Privatanlegerinnen und Privatanlegern offen. Er sammelt Geld ein und investiert es hauptsächlich in deutsche Venture-Capital-Fonds. Zugleich profitieren die Bürgerinnen und Bürger über ihre Altersvorsorge von den hiesigen Gründungserfolgen.
Inwieweit wollen Sie den Forschungsstandort Deutschland im Bereich Biotechnologie und Synthetischer Biologie für Spitzenforscher attraktiver gestalten?
Nach dem Erfolg bei der Impfstoff-Entwicklung des Unternehmens BioNTech hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag ein Aktionsprogramm für den Gentechnologie-Standort Deutschland vorgelegt, in dem es um bessere steuerliche Anreize, Konzepte für Wagniskapital, Gesetzesanpassungen an den jeweiligen Stand der Forschung und eine Stärkung der Akzeptanz für dieses Forschungsfeld geht (vgl. „Aus BioNTech-Erfolg lernen – Aktionsprogramm für den Gentechnik-Standort Deutschland vorlegen“ BT-Drs.-19/24365).
Gerade in einer Krise sehen wir, wie exzellente Forschung Menschenleben retten kann. Zuletzt haben große Firmen Forschungsbereiche nach Asien und Nordamerika verlegt. In der Folge hat Deutschland seine Biotech-Kompetenz stark eingebüßt. Deswegen brauchen wir eine ehrliche Stärken-Schwächen-Analyse zu Deutschlands Biotech-Forschung, eine massive Förderung in den strategisch wichtigen Bereichen sowie einen Dachfonds für Biotech-Ausgründungen in der universitären und außeruniversitären Forschung. Ebenso muss eine Zusammenarbeit von Pharmafirmen und Biotech-Gründungen mit öffentlichen Forschungseinrichtungen und Universitäten stärker gefördert werden. Dabei sollte es um handfeste Gründerförderung gehen, nicht nur politische Forschungskultur. Vor allem Wagniskapital ist wichtig, damit Biotech-Gründer keine Bogen um Deutschland machen oder gar das Land verlassen.
Zudem wollen wir Freie Demokraten eine Nationale Agentur für wissenschaftliches Talent. Sie soll als subsidiär genutzte Serviceagentur sowohl auf aktuelle Trends in der Wissenschaft achten als auch Hochschulen mit modernsten Methoden der Personalrekrutierung bei der Gewinnung der klügsten Köpfe unterstützen. Denn der Innovationsstandort Deutschland steht in einem scharfen internationalen Wettbewerb – beispielsweise auf dem Feld der künstlichen Intelligenz. Wir wollen Deutschland für die Besten in Wissenschaft und Forschung attraktiv machen.