Berufsverband für Physikalische und Rehabilitative Med.

Welche Priorität messen Sie der Rehabilitation vor dem Hintergrund der Zunahme chronischer Erkrankungen und der angestrebten Verlängerung der Lebensarbeitszeiten in der gesundheitlichen Versorgung bei?

Wir Freie Demokraten messen sowohl der ambulanten als auch der stationären Rehabilitation eine enorme Bedeutung für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten, aber auch vor dem Hintergrund der Demographie für die Gesellschaft als Ganzes bei.

Was werden Sie tun, um die rehabilitative Lücke zwischen Krankenhausbehandlung und rehabilitativer Weiterbehandlung zu schließen? Was werden Sie tun, um flächendeckende Umsetzung der im SGB V verankerten Frührehabilitation zu erreichen?

Für uns Freie Demokraten stehen die Patientinnen und Patienten im Zentrum der Gesundheitsversorgung. An den künstlichen Grenzen zwischen den unterschiedlichen Versorgungsbereichen entstehen heute vielfach Schnittstellenprobleme, die einer hochwertigen und bedarfsrechten Versorgung entgegenstehen. Wir Freie Demokraten denken Gesundheitsversorgung insgesamt und aus Sicht der Patientinnen und Patienten und setzen uns daher für den konsequenten Abbau der Sektorengrenzen ein. Dies betrifft nicht nur die Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, sondern auch zwischen medizinischer Akutversorgung und Rehabilitation. Die weitere Stärkung und Förderung von Selektivverträgen können einen erheblichen Beitrag leisten, Schnittstellenherausforderungen gezielt und umgehend im Sinne der Patientinnen und Patienten zu lösen.

Was werden Sie tun, um die wohnortnahe rehabilitative Langzeitversorgung durch Fachärztinnen und Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin zu stärken und flächendeckend umzusetzen? Wie beurteilen Sie die Einrichtung spezieller Rehabilitationskompetenzzentren?

Wir Freie Demokraten wollen die wohnortnahe fachärztliche Versorgung insgesamt verbessern, um so den gleichwertigen Zugang zur medizinischen Versorgung in Stadt und Land in Zukunft sicherzustellen. Wir setzen uns dafür ein, dass auch weiterhin die Freien Berufe im Gesundheitswesen gestärkt werden. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer sowie Hebammen und Geburtshelfer müssen in medizinischen Fragen autonom und frei von Weisungen Dritter entscheiden können. Denn die Therapiefreiheit der Behandlung ohne Budgetierungszwang kommt den Patientinnen und Patienten zugute. Freiheit und Verantwortung sind die Basis der Vertrauensbeziehung zwischen Ärztin und Patient. Integrierte Gesundheitszentren sollen dabei unterstützen, die regionale Grundversorgung mit ambulanten und kurzstationären Behandlungen zu sichern. Die Bedürfnisse des ländlichen Raums mit seiner besonderen Versorgungsstruktur sollen durch entsprechende Programme berücksichtigt werden.

Was werden Sie tun, um eine kontinuierliche Zunahme von Pflegebedarf zu verhindern bzw. abzuschwächen, z.B. durch ambulante aufsuchende mobile Rehabilitation?

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass die Patientinnen und Patienten in Stadt und Land einen guten Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung haben. Soweit ein medizinischer Bedarf besteht, müssen auch Hausbesuche sowie andere Formen der mobilen Therapie unbürokratischer und schneller als bisher zu einer angemessenen Vergütung möglich sein.

Was werden Sie tun, um den steigenden Bedarf an fachübergreifender Rehabilitation für Menschen mit hochkomplexen und multidimensionalen Krankheitsbildern und Funktionseinschränkungen (Multimorbidität) in der Akut- und Langzeitversorgung zukünftig besser zu decken?

Wir Freie Demokraten sehen die fachübergreifende Zusammenarbeit auch unter stärkerer Nutzung telemedizinischer Kommunikationsmittel (fachärztliche Telekonsile) als einen wesentlichen Baustein für eine hochwertige medizinische Versorgung komplexer Krankheitsbilder und multimorbider Patientinnen und Patienten. Wir wollen diese Zusammenarbeit und weitere Vernetzung stärker fördern.

Welche Bedeutung messen Sie der Rehabilitation bei der Behandlung von Menschen mit COVID-19 in der akuten und insbesondere auch in der Langzeitversorgung („Long COVID“) bei und wie wollen Sie sicherstellen, dass eine rehab. Behandlung in hoher Qualität und ausreichendem Umfang zur Verfügung steht?

COVID-19 stellt eine große Herausforderung für unser Gesundheitswesen dar. Um eine gute akut und - vor dem Hintergrund von „Long COVID“ sowie ME/CFS – eine gute rehabilitative Versorgung zu gewährleisten, wollen wir Freie Demokraten die Forschung zu „Long COVID“ und ME/CFS stärken und die Translation von Forschungsergebnissen in die Versorgung beschleunigen. So wollen wir insbesondere zeitnahe Diagnosen und effektive Therapien für die betroffenen Patientinnen und Patienten ermöglichen.

Die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag hat im Mai 2021 im Antrag „Spätfolgen der Corona-Erkrankung ernst nehmen – Long-COVID-Behandlungszentren etablieren“ (BT-Drs.-19/29267) den Aufbau von Long-COVID-Behandlungszentren als neuen § 116c im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) vorgeschlagen. Sowohl an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Leistungserbringer als auch nach § 107 SGB V definierte Krankenhäuser sowie Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen sollen berechtigt sein, entsprechende Leistungen zu erbringen.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass die im NKLM, dem 1. kompetenzbasierten Gegenstandskatalog Medizin und dem Referentenentwurf für die Neufassung der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) vorgesehene Stärkung der Rehabilitationsmedizin in der ärztlichen Ausbildung verankert wird?

Die Fragen 7 und 8 werden im Zusammenhang beantwortet:

Wir Freien Demokraten begrüßen vor dem Hintergrund der letzten wesentlichen Änderungen der ärztlichen Approbationsordnung im Jahr 2002 eine grundsätzliche Novellierung der ärztlichen Ausbildung. Für uns Freie Demokraten ist mit Blick auf die Tendenzen der weiteren Spezialisierung der Medizin sowie der weiteren Individualisierung der Versorgung aufgrund des technischen und medizinischen Fortschritts von großer Bedeutung, dass die Studierenden von Beginn ihres Medizinstudiums an in möglichst allen für die Versorgung relevanten fachlichen Bereichen Einblicke erhalten. Zu diesen für die Versorgung relevanten Bereichen gehört für uns selbstverständlich auch die physikalische und rehabilitative Medizin.

 

Was werden Sie tun, um sicherzustellen, dass die Rehabilitationsmedizin an den Universitäten und medizinischen Hochschulen als eigenständiges klinisches Fach verankert werden (bzw. wo vorhanden, verankert bleibt)?

Siehe hierzu Antwort auf Frage 7.

zur Übersicht der Wahlprüfsteine