Bund Deutscher Forstleute

Im Entwurf der „Nationalen Waldstrategie 2050“ fehlt das Personal. Wie stehen Sie zu einem „Nationalen Waldplan 2050“, in dem 10000 neue Arbeitsplätze für den Wald und eine waldfreundliche Jagd festgeschrieben werden?

Angesichts der extremen Wetterereignisse und dem massiven Schädlingsbefall der jüngsten Vergangenheit setzen wir Freie Demokraten uns für eine echte Waldschutzoffensive ein. Neben der schnellen Unterstützung der Waldbesitzer bei der Schadholzbergung und -vermarktung und der Schädlingsbekämpfung, wollen wir einen Wiederaufbau der Wälder mit klimaresilienten und standortgerechten Baumarten erreichen. Für diesen Waldumbau und -aufbau, genauso für eine wirksame Vorsorge für Waldbrände und einer besser ausgestatteten forstlichen Beratung, bedarf es aus unserer Sicht mehr gut ausgebildeten Forstpersonals. Wir wollen daher in Zusammenarbeit mit den Ländern für eine bessere personelle sowie finanzielle Ausstattung der forstlichen Behörden sorgen.

Wald liefert weit mehr als das Naturprodukt Holz, bspw. in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität, Naturschutz, Landschaftsbild, Erholung, Gesundheit, Bildung, Wasser-, Bodenschutz. Welche konkreten Pläne zur Honorierung dieser Ökosystemleistungen haben Sie und wie sollen diese finanziert werden?

Wir Freie Demokraten wollen die multifunktionale Ökosystemleistung des Waldes marktwirtschaftlich honorieren. Der Wald spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung und Kompensation von Treibhausgasen und leistet somit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Wir sehen die Klimaschutzleistung der Wälder als Ergebnis einer aktiven Waldbewirtschaftung und wollen die Inwertsetzung der CO2-Bindungsleistung von Wäldern und somit die Einführung eines Vergütungssystems dieser Leistung vorantreiben. Durch die Vergütung der langfristigen Bindung von CO2 und der Berücksichtigung des Wirtschaftswaldes im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems wollen wir zusätzlich marktwirtschaftliche Anreize für eine nachhaltige multifunktionale Waldbewirtschaftung schaffen und, wo möglich, für eine Erweiterung der Waldfläche durch Neuaufforstung sorgen. Siehe auch die Initiative „Waldbonus schaffen – CO2 reduzieren“ der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag (BT-Drs. 19/16484).

Die klimafreundliche Bioökonomie ist in aller Munde, durch welche Maßnahmen wollen Sie diese im Forstbereich ausbauen? Welche Pläne haben Sie zur Förderung der Verwendung des umweltfreundlichen Naturproduktes Holz?

Wir Freie Demokraten wollen die Rolle der Forstwirtschaft als wichtigen Wirtschaftszweig, der vielseitig nutzbare Rohstoffe für die Bioökonomie bereitstellt, stärken. Wir setzen uns für die Aufforstung mit klimaresilienten und standortgerechten Baumarten ein, denn durch Klimaveränderungen, aber auch durch Verschiebungen im Nutzungsspektrum kann die aktive Ansiedlung gebietsfremder Arten wie Douglasien oder Roteichen helfen, die Waldgebiete Deutschlands für die Zukunft fit zu machen. Dazu wollen wir das Forstvermehrungsgutgesetz ändern.

Hierbei setzen wir nicht nur auf technologische Innovationen, sondern haben Aspekte wie Wettbewerbsfähigkeit und Nutzungskonflikte beim Rohstoff Holz im Blick. Ein am Markt gebildeter CO2-Preis über Zertifikate ist die beste und zugleich eine technologieoffene Förderung des klimaneutralen Rohstoffes Holz. Wir sprechen uns gegen politische Vorfestlegungen auf bestimmt Baustoffe oder Konstruktionsmethoden aus, als wichtigster nachwachsender Rohstoff in Deutschland bietet Holz allerdings beste Voraussetzungen, um sich als Baustoff am Markt weiter zu etablieren. Um hierfür zusätzliche Impulse zu setzen, wollen wir die Forschung für seine Nutzung in diesem Bereich durch ein Forschungs- und Innovationsprogramm unter anderem für neue Werkstoffe aus Holzfaser (flüssiges Holz) ausweiten und intensivieren.

Wie wollen Sie das Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie durchsetzen, 5% der Waldfläche für die natürliche Waldentwicklung zu sichern und wie wollen Sie die Bewirtschaftungsstandards zum Schutz der Biodiversität und der Waldböden sicherstellen, ohne die Förderfähigkeit (ELER, GAK) zu gefährden?

Wir Freie Demokraten sehen die Klimaschutzleistung der Wälder als Ergebnis einer aktiven Waldbewirtschaftung. Diese wollen wir mit der Inwertsetzung der CO2-Bindungsleistung von Wäldern fördern. Pauschale Nutzungsverbote, mit denen Waldflächen aus der Bewirtschaftung genommen werden sollen, wollen wir verhindern. Aktiven Arten- und Naturschutz wollen wir mit eigentumsfreundlichem Vertragsnaturschutz statt starrer Regulierung erreichen.

Wir wollen die Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gemeinsam mit den Ländern weiterentwickeln, denn die derzeitige Förderstruktur für braucht ein Update. Die Ausschöpfung der in der GAK bereitgestellten Bundesmittel ist stets nur sehr niedrig und der starre Rahmenplan führt dazu, dass die Regelungen zur Kontrolle von Förderungsbestimmungen und -auflagen zu bürokratisch sind. Nicht zuletzt der Bundesrechnungshof kritisierte, dass das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die GAK lediglich „mittelfristig“ evaluiert. Wir wollen dies zeitnah tun, um auf veränderte Umstände und Förderbedarfe schnellst- und bestmöglich reagieren zu können.

Wie stehen Sie zur Forderung, eine Strategie zum Zukunftsthema „Wald und Gesundheit“ zu entwickeln und auf Bundesebne koordinierend zu wirken? Welche Punkte würde diese Strategie beinhalten?

Wir erkennen die zunehmende Bedeutung der Wälder als Erholungsraum für die Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen die wissenschaftlich belegte gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Landesbetrieben fördern und setzen uns deshalb dafür ein, dass dieser Aspekt in der Nationalen Waldstrategie entsprechende Beachtung findet.

Wie stehen Sie zu der Forderung, Wald verstärkt in die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ einzubinden? Wie und über welche Kanäle würden Sie dies auf Bundesebene forcieren?

Wir Freie Demokraten setzen und dafür ein, dass der Wald stärker in den Aktionsplan „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ eingebunden wird. Als eine Aufgabe als staatliche Hoheitsverwaltung spielt die Umweltbildung durch die Landesbehörden eine immer bedeutendere Rolle. Hierbei wollen wir die Länder verstärkt im Bereich der Waldpädagogik unterstützen und die Rahmenbedingungen dafür verbessern. 

Wie stehen Sie dazu, das überholte Wald- und Forstrecht auf Bundesebne zu evaluieren und zeitgemäß weiter zu entwickeln? Welche dringenden Handlungsfelder sehen Sie und in welcher Form würden Sie berücksichtigen?

Wir Freie Demokraten wollen die Forstwirtschaft stärker darin unterstützen, die Wälder zukunftssicher und klimastabiler zu machen. Neben Anpassungen im Forstvermehrungsgutgesetz wollen wir neue Züchtungsmethoden auch in der forstlichen Pflanzenzüchtung ermöglichen, um schneller den Zugang zu besseren Baumsorten zu erhalten. Angesichts der rasanten Ausbreitung von Schaderregern wie dem Borkenkäfer wollen wir den integrierten Pflanzenschutz zum Schutz des Waldes stärken. Durch Klimaveränderungen droht vermehrt die Gefahr, dass sich invasive Schädlingsarten im Wald ausbreiten können und somit heimische Baumbestände bedrohen. Die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Schädlingen muss daher als Ultima Ratio möglich sein. Die Forschung auf diesem Gebiet wollen wir stärken. Für uns Freie Demokraten gehören Wild und Wald untrennbar zusammen. Deshalb setzen wir uns für eine Novellierung des Bundesjagdgesetzes ein. Zudem erachten wir eine Überarbeitung des Forstschädenausgleichsgesetzes für zwingend geboten. Siehe auch die Initiative "Wälder erhalten durch effektiven Waldschutz" der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag (BT-Drs. 19/9925). 

Wald spielt eine immer wichtigere Rolle, sowohl gesellschafts- als auch klimapolitisch. Wie stehen Sie zur Umbenennung des Ministeriums in „Ministerium für Landwirtschaft und Wald“ und dazu, die waldbezogenen Aufgaben des Bundes in einem neuen "Bundesamt für Wald" ähnlich des BfN zu bündeln?

Wir Freie Demokraten sehen die große Bedeutung der forstlichen Anliegen innerhalb der grünen Branche, nicht zuletzt durch die zunehmenden Herausforderungen der letzten Jahre in den Wäldern. Eine reine Umbenennung des Ministeriums hätte allerdings nur symbolische Wirkung. Wichtiger wäre, die forstlichen Kompetenzen aus Bund, Ländern und Kommunen besser zu vernetzten. Wir sind offen gegenüber einer organisatorischen Bündelung der waldbezogenen Aufgaben des Bundes.

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