Sepsis-Stiftung

Die Gesundheitsausgaben in Deutschland liegen 40% über dem EU-Durchschnitt, damit ist Deutschland Spitzenreiter. Jedoch liegt das Land bei der Leistungsfähigkeit gemessen an der Zahl der vermeidbaren Todesfälle (220.000) nur im EU-Mittelfeld. Mit welchen Strukturmaßnahmen wollen Sie dies ändern?

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass jede Patientin und jeder Patient die beste Versorgung erhält. Dafür muss die Gesundheitsversorgung künftig umfassend, regional und patientenzentriert gedacht werden. Wir wollen die künstliche Sektorenbarriere zwischen dem ambulanten und dem stationären Versorgungsbereich konsequent abbauen und die Verzahnung und Vernetzung aller Versorgungsbereiche weiterentwickeln. Den Rettungsdienst wollen wir modernisieren und die Notfallversorgungsstrukturen bedarfsgerechter und vernetzter gestalten. Integrierte Gesundheitszentren sollen dabei unterstützen, die regionale Grundversorgung mit ambulanten und kurzstationären Behandlungen zu sichern. Die Bedürfnisse des ländlichen Raums mit seiner besonderen Versorgungsstruktur sollen durch entsprechende Programme berücksichtigt werden. Wir lassen uns weiterhin vom Grundsatz „ambulant vor stationär“ leiten. Die gesetzlichen Vergütungsregelungen erschweren es derzeit, Behandlungsmethoden aus dem Krankenhaus in den ambulanten Sektor zu überführen. Für die Dauer der Entscheidungsverfahren muss die stationäre Vergütung erhalten bleiben, damit keine Patientin und kein Patient unversorgt bleibt.

Wir bekennen uns zu sozial-marktwirtschaftlichen Prinzipien in diesem von Planwirtschaft geprägten Umfeld. Wirtschaftlichkeit ist für uns das Mittel zu einer effizienten Ressourcenallokation. Marktwirtschaftliche Instrumente dürfen jedoch nicht so ausgestaltet sein, dass sie Anreize zur Unter- oder Überversorgung setzen. Stattdessen müssen sie sich an medizinischen Qualitätsmerkmalen orientieren und überflüssige Bürokratie reduzieren. So wird gute medizinische Leistung ermöglicht.

Ausdruck einer mangelnden Leistungsfähigkeit und Qualitätssicherung ist die vergleichsweise hohe Krankenhaussterblichkeit in Deutschland z.B. beim Herzinfarkt (in Dt. 8%, in 5 anderen EU-Ländern unter 4%). Welche Reformen und Maßnahmen sollten die Überlebenschancen der Patienten:innen verbessern?

Siehe Antwort zu Frage 1.

Die Erstellung von verbindlichen Qualitätsindikatoren dauert ca. 8 Jahre und wird durch Partikularinteressen verzögert. Die Indikatoren bilden jedoch eine Grundlage für ein qualitätsorientiertes Gesundheitswesen. Wie wollen Sie die Verfahren im G-BA effizienter gestalten und beschleunigen?

Wir wollen die Erstellung der Qualitätsindikatoren für den stationären Bereich so schnell wie möglich abschließen. Wir werden deshalb prüfen, ob dabei gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht. Die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag hat in einem Antrag „Qualitätsorientierte Versorgung stärken – Pay-for-Performance-Modelle in der ambulanten Versorgung fördern“ (BT-Drs.-19/15055) gefordert, ein Versorgungs-Qualität-Gesetz auf den Weg zu bringen, das die qualitätsbasierte Versorgung im ambulanten Sektor fördert. Dabei sollen insbesondere Pay-for-quality- Vergütungsmodelle einbezogen werden. Entsprechende Verfahren und Indikatoren zur Qualitätsmessung und -bewertung sollen vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegt werden.

In ihrem Wahlprogramm fordern Sie eine stärkere Patientenzentrierung. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Gemeinwohlorientierung in den Organen der Selbstverwaltung und generell im Gesundheitswesen stärken?

Die Gesundheitsversorgung muss künftig umfassend, regional und patientenzentriert gedacht werden. Wir wollen die künstliche Sektorenbarriere zwischen dem ambulanten und dem stationären Versorgungsbereich konsequent abbauen und die Verzahnung und Vernetzung aller Versorgungsbereiche weiterentwickeln. Wir Freie Demokraten setzen uns außerdem für einen qualitäts-, effizienz- und innovationssteigernden Wettbewerb unter den Kassen ein. Das sorgt dafür, dass Patientinnen und Patienten gut versorgt werden und schneller vom medizinischen Fortschritt profitieren.  

Die Sepsissterblichkeit ist in Deutschland doppelt so hoch wie in Australien. Nötig ist ein unabhängiges Critical Inzidenz Reporting, Rapid Response Systeme, Schulung von Personal und Aufklärung der Bevölkerung. Wie wollen sie diese Qualitätsstandards auch in Deutschland verbindlich machen?

Wir Freie Demokraten wollen das Präventionsgesetz reformieren. Dazu gehört auch die Sepsis-Prävention. Wir wollen Kindern und Jugendlichen bereits in Kindergärten, Schulen und in der Ausbildung einen gesunden Lebensstil vermitteln und damit die Verhütung von Krankheiten ermöglichen. Im Sinne eines lebenslangen Gesundheitslernens sollen aber auch Erwachsene entsprechende Informationen erhalten können. 

In Deutschland sterben ca. 75.000 jährlich an Sepsis. Die WHO hält die Mehrzahl der Sepsistodesfälle durch bessere Prävention von Infektionen (Hygiene, Impfung), Früherkennung und Behandlung als Notfall für vermeidbar. Wie wollen Sie diese Maßnahmen auch in Deutschland zum Standard machen?

Der Prävention, Krankheitsfrüherkennung und Gesundheitsförderung kommen eine wichtige Bedeutung zu, die nicht nur das Gesundheitswesen umfasst, sondern altersunabhängig die gesamte Gesellschaft. Deshalb wollen wir das Präventionsgesetz reformieren. Darüber hinaus wollen wir Freie Demokraten die Versorgung mit Arzneimitteln und Impfstoffen jederzeit gewährleisten. Engpässe in der Versorgung müssen vermieden und bekämpft werden.

Die WHO fordert die Integrierung der Sepsis in nationale Gesundheitsstrategien. Dies griff die GMK 2018 auf. Ein Memorandum für einen nationalen Sepsisplan hat seit 2013 breite Unterstützung. Wie stehen Sie zur Umsetzung eines Sepsisplan und der Forderungen der WHO in Deutschland?

Wir können uns einen nationalen Sepsis-Aktionsplan vorstellen, wie er beispielsweise von der Sepsis-Stiftung vorgeschlagen wird.

Dass fast alle Infektionen, auch COVID und Grippe, eine Sepsis auslösen können ist kaum bekannt. Wie stehen Sie zu der Forderung, in Analogie zu AIDS, die Gesundheitskompetenz zur Vorbeugung und Früherkennung durch den Bundestag mit einem Sonderetat von jährlich ca. 10 Mio € zu unterstützen?

Siehe Antwort zu Frage 6.

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