Verband medizinischer Fachberufe e.V.

Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte gelten seit 2019 als Engpassberufe. Wie werden Sie den Fachkräftebedarf in den niedergelassenen Arzt-/Zahnarztpraxen sichern und die Abwanderung in andere Berufe bzw. in den stationären Sektor stoppen?

Wir Freie Demokraten wollen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen also auch niedergelassene Arzt- beziehungsweise Zahnarztpraxen in ländlichen Regionen Perspektiven schaffen. Voraussetzungen hierfür sind eine flächendeckend zukunftstaugliche digitale Infrastruktur, leistungsfähige Verkehrswege und ein starkes duales Bildungssystem. Abwanderung, Überalterung und Fachkräftemangel setzen dem Mittelstand besonders hart zu. Deshalb brauchen wir moderne Ansätze insbesondere auch in den ländlichen Regionen.

Das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland trägt in Zeiten des demographischen Wandels zur Fachkräftesicherung bei. Wir wollen unser erfolgreiches berufliches Bildungssystem daher stärken und fit für die Zukunft machen. Wir fordern eine Exzellenzinitiative Berufliche Bildung, um die Attraktivität und Innovationskraft der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu stärken. Um sich den Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt zu stellen, braucht das System der beruflichen Bildung ein Update. Ein bundesweiter Exzellenzwettbewerb soll die besten Ideen zur Zukunft der beruflichen Bildung mit hochrangigen Auszeichnungen und mehrjährigen Zuschüssen fördern. Zudem wollen wir den Talenten der beruflichen Bildung den gleichwertigen Zugang zu den Begabtenförderungswerken und zum Deutschlandstipendium ermöglichen. Neben einer finanziellen Unterstützung ist die Öffnung der ideellen Förderung für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Bedeutung. Durch eine Öffnung der Förderung schaffen wir attraktive Perspektiven für Talente aus der beruflichen Bildung.

Um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu begegnen setzen wir uns auch dafür ein, dass Auszubildende bundesweit von der Zahlung von Schulgeldern befreit werden.

Darüber hinaus machen gute Aufstiegs- und Weiterbildungschancen einen Beruf attraktiv und binden Mitarbeiter/ -innen an ihren Arbeitgeber. Gleichzeitig brauchen wir eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dazu wollen wir Betriebskindergärten auch steuerlich fördern, den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung auch in der Praxis und perspektivisch ab dem Ende des Mutterschutzes garantieren, die Betreuungszeiten flexibilisieren und die steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten verbessern. Zudem wollen wir bessere Voraussetzungen für die Vereinbarung von Weiterbildung und Familie schaffen. Familienfreundliche Weiterbildungen steigern die Karrierechancen insbesondere für Frauen.

Die monatlichen Bruttoentgelte vollzeitbeschäftigter Medizinischer, Tiermedizinischer, Zahnmedizinischer Fachangestellter und Zahntechniker*innen liegen laut Arbeitsagentur zwischen 1.977 und 2.628 Euro. Wie werden Sie die Gehaltssituation dieser systemrelevanten Berufe verbessern?

Die Fragen 2 und 3 werden im Zusammenhang beantwortet.

Wir Freie Demokraten bekennen uns zur Tarifautonomie und einer starken Sozialpartnerschaft. Unser Arbeitsmarktmodell ist erfolgreich, da es auf Tarifautonomie und flexiblen Tarifpartnerschaften von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften basiert. Im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik werden jedoch zahlreiche Gesetze beschlossen, deren Gegenstand zielgenauer von den Sozialpartnern geregelt werden könnte. Wir sollten den Sozialpartnern wieder mehr Möglichkeiten geben, tarifvertragliche Vereinbarungen zu treffen und staatliche Eingriffe minimieren.

Was planen Sie, um die Tarifverbindlichkeit und Tariftreue in Kleinbetrieben – auch mit Blick auf die Sicherung im Alter – zu erhöhen?

Siehe Antwort zu Frage 2.

Welche Rolle werden aus Ihrer Sicht Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte in der ambulanten Gesundheitsversorgung im ärztlichen und zahnärztlichen Bereich in Zukunft übernehmen?

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass jede Patientin und jeder Patient die beste Versorgung erhält. Dafür muss die Gesundheitsversorgung künftig umfassend, regional und patientenzentriert gedacht werden. Wir wollen die künstliche Sektorenbarriere zwischen dem ambulanten und dem stationären Versorgungsbereich konsequent abbauen und die Verzahnung und Vernetzung aller Versorgungsbereiche weiterentwickeln. Integrierte Gesundheitszentren sollen dabei unterstützen, die regionale Grundversorgung mit ambulanten und kurzstationären Behandlungen zu sichern. Die Bedürfnisse des ländlichen Raums mit seiner besonderen Versorgungsstruktur sollen durch entsprechende Programme berücksichtigt werden. Wir lassen uns weiterhin vom Grundsatz „ambulant vor stationär“ leiten. Die gesetzlichen Vergütungsregelungen erschweren es derzeit, Behandlungsmethoden aus dem Krankenhaus in den ambulanten Sektor zu überführen. Für die Dauer der Entscheidungsverfahren muss die stationäre Vergütung erhalten bleiben, damit keine Patientin und kein Patient unversorgt bleibt.

Der verstärkte Einsatz von Medizinischen und Zahnmedizinische Fachangestellten im ambulanten Bereich kann dazu beitragen, ambulante Behandlungen auszubauen und den Grundsatz „ambulant vor stationär“ Rechnung zu tragen.

 

Die Zahl der beschäftigten und der auszubildenden Zahntechniker*innen sinkt kontinuierlich. Wie werden Sie die Versorgung mit in Deutschland hergestelltem qualitätsgesicherten Zahnersatz mittel- bis langfristig sichern?

Sie Antwort zu Frage 1.

Die Beschäftigtenzahl bei den Tiermedizinischen Fachangestellten hat zugenommen. Gleichzeitig gibt es ein großes Problem durch die Abwanderung der ausgebildeten Fachkräfte in andere Berufe. Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für die Tiermedizinischen Fachangestellten?

Siehe Antwort zu Frage 1.

Mit welchen Maßnahmen stellen Sie sicher, dass der Arbeitsschutz in der Arzt-, Zahnarzt- oder Tierarztpraxis bzw. im zahntechnischen Labor verbessert wird und wie werden Sie die Einhaltung der geltenden Regelungen in diesen Kleinbetrieben prüfen?

Der Arbeits- und Gesundheitsschutz hat für uns eine große Bedeutung. Wir setzen uns dafür ein, hier einen Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu schaffen. Schließlich sorgen ein hoher Arbeits- und Gesundheitsschutz für eine große Mitarbeiterzufriedenheit und gleichzeitig für reibungsfreie Betriebsabläufe. Regelungen des Arbeitsschutzes müssen zum Wohle der Arbeitnehmer, aber auch zum Wohle der Arbeitgeber kontrolliert und durchgesetzt werden.

Viele Auszubildende sind unzufrieden mit ihrer Ausbildung. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Qualität der Ausbildung in Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen zu verbessern?

Wir Freie Demokraten wollen unser erfolgreiches berufliches Bildungssystem stärken und fit für die Zukunft machen. Dazu gehört für uns eine selbstbestimmte berufliche Entwicklung, Offenheit und Gesprächsbereitschaft bei Ausbildern und Auszubildenden.

Siehe hierzu auch die Antwort zu Frage 1.

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