DIVI Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.

Wie gedenken sie die pflegerische Gesundheitsversorgung unserer Gesellschaft und die damit verbundenen Herausforderungen in Zukunft sicherzustellen?

Eine qualitativ hochwertige Pflege ist gerade in einer alternden Gesellschaft eine der größten Zukunftsherausforderungen. Wir müssen die Fachkräftelücke dringend schließen, um die bedarfsgerechte Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen. Dazu wollen wir die Arbeitsbedingungen verbessern, indem Pflegende etwa durch die Nutzung digitaler Anwendungen von Bürokratie, Dokumentation und Routineaufgaben entlastet werden. Die Pflegeausbildung wollen wir reformieren und mehr Karrierechancen eröffnen, um den Beruf für Menschen mit verschiedenen Bildungsabschlüssen attraktiver zu machen. Außerdem wollen wir die Anerkennung ausländischer Pflegekräfte erleichtern und die Anwerbung intensivieren.

Wie stehen sie zur Verkammerung des Pflegeberufes?

Über die Errichtung von Pflegekammern und deren Ausgestaltung sollen die Pflegekräfte selbst in repräsentativen Abstimmungen entscheiden.

Wie stehen sie dazu, der Pflege im GBA (Gemeinsamer Bundesausschuss) einen ständigen Sitz und damit Mitspracherechte bei politischen Entscheidungen, einzuräumen?

Die verfassungsrechtliche Legitimation des Gemeinsamen Bundesausschusses ist fraglich. Hierzu hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag die Bundesregierung in einer kleinen Anfrage befragt (vgl. Kleine Anfrage „Verfassungsrechtliche Legitimation des Gemeinsamen Bundesausschusses“ BT-Drs.- 19/1607) sowie eine Initiative eingebracht (vgl. „Gutachten zur verfassungsrechtlichen Legitimation des Gemeinsamen Bundesausschusses“ BT-Drs.- 19/1840). Daher setzen wir uns für eine allgemeine Reform des Gremiums ein. Es ist zu prüfen, wie die Pflege dann angemessen repräsentiert werden kann.

 

Wie stehen sie zur Übertragung des Rechts zur Ausübung von Heilkunde an die Pflege?

Wir Freie Demokraten setzen uns für die Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten durch erfahrenes Pflegepersonal ein. Wir wollen diese Kompetenzen dauerhaft und rechtssicher bei den Pflegefachkräften verankern. Die Substitution und Delegation von definierten ärztlichen Leistungen an Pflegefachkräfte, vor allem mit akademischer Ausbildung, soll unter sicheren Rechts- und Haftungsverhältnissen ermöglicht werden. Damit tragen wir der Situation im Arbeitsalltag Rechnung und werten den Beruf auf.

Wie stehen sie zur Schärfung von Kompetenzprofilen bezogen auf unterschiedliche Qualifikationen in der Ausübung von Pflege und damit der Möglichkeit eines definierten Karriereweges mit unterschiedlichen Verantwortungsprofilen und Vergütungen?

Wir Freie Demokraten wollen mehr Karrierechancen in der Pflege eröffnen und dazu die Berufsbiographie von der Assistenzkraft bis zur Pflegeprofessur ausdifferenzieren. Mit einer leistungsgerechten Durchlässigkeit sollen Wechsel zwischen den verschiedenen Profilen möglich sein.

Wie stehen sie zur Erarbeitung eines Evidenz basierten Instrumentes zur Personalbemessung und Personalbesetzung im Krankenhaus, insbesondere Intensivstationen?

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine bedarfsgerechte Versorgung ein und fordern die Abkehr von reinen Pflegepersonal-Untergrenzen. Pflege muss sich am Bedarf der Menschen orientieren, nicht an starren Regeln. Daher brauchen wir ein Instrument wie die „Pflegepersonal-Regelung 2.0“ und einen ausgewogenen Qualifikationsmix.

Wie gedenken sie, die Forderungen des deutschen Wissenschaftsrates zur Erlangung eines 10 20%igen Anteils an akademisch ausgebildeten Pflegekräften in der Krankenversorgung, zu erreichen?

Wir sind der Überzeugung, dass bei der Weiterentwicklung des Berufsbildes und des Berufsgesetzes die einzelnen Berufsgruppen eng eingebunden werden sollten.   Wir wollen Pflegenden ihre Berufsbiographie von der Assistenzkraft bis zur Pflegeprofessur selbst in die Hand legen. Wir setzen uns für die Ausweitung von Pflegewissenschaften an den Hochschulen ein, sodass auch ein (duales) Studium für den Pflegebereich das Berufsfeld für neue Personengruppen öffnen kann. Eine konkrete Quote setzen wir dabei aber nicht.

Sehen sie die Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Akademisierungsmöglichkeiten, in Bezug auf die pflegerische Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, in Klinik und anderen Versorgungsbereichen als angemessen an?

Die Pflegeausbildung muss reformiert werden. Wir wollen mehr digitale Inhalte und eine Stärkung der pflegerischen Kompetenzen in der Ausbildung. Um die Akademisierung der Pflege voranzutreiben, setzen wir uns für die Ausweitung der Pflegewissenschaften als duales Studium an den Hochschulen ein. Außerdem sollen Auszubildende nicht mehr zur Berechnung des Pflegeschlüssels herangezogen werden.

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