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Werkstatt Freiheit 2030: Vorschläge zur Parteientwicklung
Werkstatt Freiheit 2030: Vorschläge zur Parteientwicklung
1. Freiheit braucht eine Werkstatt: Parteientwicklung als Reformprojekt
Wir Freien Demokraten stehen an einem Wendepunkt. Nach dem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag prüfen wir uns selbst und suchen die Chancen der Erneuerung. Zugleich stehen liberale Demokratien weltweit unter Druck. Deutschland braucht eine starke liberale Partei, die unser Land in der Mitte Europas auf freiheitlichem Kurs hält.
Unser Ziel ist deshalb klar: Wir wollen als liberale Partei der Mitte wieder eine wegweisende Regierungspartei werden.
Uns Freien Demokraten wird ein politisches Comeback aber nur gelingen, wenn wir uns selbst wieder stark machen. Eine Partei in der außerparlamentarischen Opposition, die den Staat führen will, braucht selbst ein Fitnessprogramm. Eine liberale Partei, die die Umbrüche unseres Landes zu Aufbrüchen machen will, muss erst bei sich selbst anfangen. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in unsere liberalen Rezepte, dass sie sich auch in der eigenen Organisation bewähren.
Für uns Freie Demokraten ist Parteientwicklung deshalb kein Selbstzweck, sondern der Schlüssel dafür, dass unsere Ideen wirken können. Als Reformkraft wollen wir wieder programmatisch führend, personell vielfältig kompetent und organisatorisch flächendeckend erfolgreich werden. Das Vermögen dazu müssen wir gezielt entwickeln. Nur durch kluge Organisation werden liberale Überzeugungen zur politischen Kraft. Denn Ideen, Talente und Energie brauchen Struktur, um Wirkung zu entfalten. Eine moderne Partei der Freiheit organisiert sich so, dass sie selbst zum Motor der Veränderung wird.
Deshalb modernisieren wir unsere Parteiarbeit – entschlossen, systematisch und mit Blick auf die Zukunft.
- Der Bundesparteitag beauftragt deshalb den neuen Bundesvorstand, einen strategischen Prozess zur Organisations- und Satzungsentwicklung auf den Weg zu bringen.
- Parteientwicklung soll dabei zu einer zentralen Zukunftsaufgabe werden – professionell begleitet und in enger Abstimmung mit Landesvorständen und Geschäftsstellen.
- Zur Unterstützung dieses Prozesses übergeben wir der Parteiführung hiermit eine Sammlung konkreter Ideen und Vorschläge. Diese systematische Sammlung soll Impulse für die Parteientwicklung auf allen Ebenen geben – von der Ortsgruppe bis zur Bundesebene.
2. „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ für Mitglieder: Die FDP als Werkstatt der Freiheit neu aufstellen
Unser Leitbild „Mehr Chancen durch mehr Freiheit" soll uns Freie Demokraten nicht nur nach außen profilieren, sondern künftig auch nach innen prägen: Jedes Mitglied soll durch eigene Initiative einen Unterschied für die Freiheit machen können. Diese liberale Leitidee soll Prinzip und Identität unserer Organisation werden: Eigeninitiative ist willkommen, Verantwortung selbstverständlich, Leistung zählt – und wir nutzen die persönlichen Stärken der Vielfalt für unseren Erfolg.
Unsere Parteiorganisation ist die Werkstatt, die Ideen, Persönlichkeiten und Leistungskraft zu unserem politischen Angebot formt. Wir wollen die FDP als Werkstatt der Freiheit neu aufstellen. Eine Werkstatt ist ein Ort des Ausprobierens, der Verantwortung, der Sorgfalt und der Zusammenarbeit. Hier wird erfunden, geschraubt, nachjustiert, ausgebildet, gelernt, geprüft – gemeinsam, mit Können und Freude an der eigenen Arbeit. Ohne gutes Handwerk bleibt die Liebe zur Freiheit nur ein schönes Gefühl.
Als Werkstattpartei sind wir eine Partei, die anpackt und Zukunft macht – auf vier Feldern:
- Personalentwicklung für starke Persönlichkeiten, die Vielfalt als Stärke begreift, Kompetenzen fördert und Mitgliedern faire Chancen im Wettbewerb um Verantwortung gibt.
- Programmarbeit für gute Ideen, die strategisch ausgerichtet und transparent als offener Wettbewerb der besseren Ideen organisiert wird.
- Intelligente Organisation für vereinte Schlagkraft, die experimentell, evidenzbasiert, effizient, digital, professionell und flächendeckend effektives Kampagnenfähigkeit gewährleistet.
- Partnerschaftliche Parteikultur, die Vertrauen stiftet, Arbeitsteilung übt und respektvolle Kommunikation mit konstruktivem Streit verbindet.
3. Talentschmiede Freiheit: Persönlichkeiten fördern, Vielfalt leben
Wir Freie Demokraten wollen eine Werkstatt der Freiheit sein, die Talente für verschiedene Rollen in der politischen Arbeit anzieht und deren Qualifizierung zum Normalfall macht. Jedes Mitglied soll einen Unterschied machen können – ob neu dabei oder langjährig aktiv. Wir wollen eine lernende Partei mit lernenden Mitgliedern sein. Dazu brauchen wir digital einfach zugängliche Angebote, faire Verfahren und die gezielte Förderung von Kompetenzen.
Gut ankommen – für einen strukturierten Onboarding-Prozess
Wer bei uns Freien Demokraten mitmacht, soll sich willkommen fühlen. Der Einstieg in die FDP muss klar, persönlich und motivierend sein. Ziel ist, dass jedes neue Mitglied spürt: Hier werde ich gebraucht, hier kann ich etwas bewegen. Dafür schlagen wir vor:
- Wir wollen bundesweit nach dem Subsidiaritätsprinzip ein gezieltes Onboarding neuer Mitglieder gewährleisten. Wer neu beitritt, bekommt erstens ein digitales Willkommenspaket mit Basisinformationen, einem Mitgliederportal-Login und Zugang zur Parteiakademie mit Modulen zu Ideengeschichte, Parteikultur, Wahlkampf und Kommunikation.
- Zweitens braucht auch persönliche Gesprächsangebote und einen Wegweiser zu den typischen Rollen in der Partei - ob in der Organisation, Kommunikation, Fachpolitik oder in der Pflege des Miteinanders in Netzwerken. Wir brauchen sie alle.
- Drittens sollen neue Mitglieder eine(n) Tandempartner(in) genannt bekommen, der/die vor Ort oder fachlich ansprechbar ist.
Talente fördern – systematisch, sichtbar, wirksam
Wer bei uns Freien Demokraten Verantwortung übernehmen will, verdient gute Entwicklungschancen. Wir wollen Talente und Persönlichkeiten besser fördern. Deshalb machen wir Personalentwicklung zu einer Priorität der Parteientwicklung. Bildung ist der Schlüssel dafür. Zudem braucht es Klarheit über Rollen, transparente Prozesse und gezielte Entwicklungspfade. Wir schlagen dafür vor:
- Talente sollen frühzeitig entdeckt, geschult und vernetzt werden. Wir führen strukturierte Mentoring-Programme einführen, bei der schon die Nominierung sicherstellt, dass die geförderte Person später in die Parteiarbeit eingebunden ist.
- Wir wollen die digitale FDP Academy mit analogen Angeboten unterstützen, um Kompetenzen gezielt zu stärken – fachlich, kommunikativ, strategisch. Dafür schaffen wir Weiterbildungsangebote mit klaren Jahresplänen für Skill-Seminaren, digitalen Modulen und gezieltem Peer-Coaching.
- Die Entwicklung von Führungspersönlichkeiten ist kein Zufall – sie ist Ergebnis einer lernenden Organisation. Jedes Parteimitglied soll wissen: Ob im Mandat, im Ehrenamt, in der Organisation oder in der Facharbeit – hier kann ich wachsen.
- Jede Kandidatin, jeder Kandidat zur nächsten Bundestagswahl sollte ab Herbst 2025 ein Qualifikationsprogramm durchlaufen können. Bis 2030 soll jede neue Mandatsträgerin, jeder neue Mandatsträger – egal auf welcher Ebene – passende Module eines Schulungsprogramms durchlaufen haben.
Faire Auswahl statt Hinterzimmer
Wir Freie Demokraten wollen Auswahlverfahren, bei denen nicht Nähe zu Macht oder Mitgliedschaft im richtigen Verband, sondern Kompetenz, Haltung und Verantwortung zählen. Wir setzen uns für eine grundlegende Reform der Personalauswahl ein – auf allen Ebenen der Partei. Wer kandidiert, soll sich einem transparenten und kompetenzorientierten Verfahren stellen. Wir wollen Vertrauen in die Auswahlprozesse schaffen und Qualität sichern. Dafür schlagen wir vor:
- Kompetenzprofile für Parteiämter und Mandate als Orientierung bei der Auswahl.
- Strukturierte Vorstellungsformate und Kandidatenbefragungen, die nicht Show, sondern Substanz bieten.
- Rechenschaftspflicht für Amtsinhaber – auch wer in den Bundesvorstand wiedergewählt werden will, muss schriftlich über Ergebnisse der eigenen Arbeit berichten.
- Öffnung der Auswahl durch Mitgliederentscheide – Vorwahlen können dort helfen, wo sonst kleine Zirkel entscheiden.
- Begrenzung von Mandats- und Ämterhäufung sowie Amtszeitbegrenzungen, um Erneuerung zu ermöglichen.
Vielfalt macht uns stark
Wir Freie Demokraten haben uns bereits 2019 zum Ziel gesetzt, die Vielfalt in unserer Partei zu stärken – in der Mitgliedschaft ebenso wie in der Führung. Dieser Weg ist anspruchsvoll geblieben. Aber wir halten daran fest: Die FDP soll so vielfältig sein wie die Gesellschaft, für die wir Politik machen. Denn liberale Politik lebt vom Einzelnen – von seinen Ideen, seinem Mut, seiner Freiheit. Doch niemand wirkt allein: Wir lernen voneinander, wachsen miteinander, und entdecken im Austausch neue Möglichkeiten. Das gelingt nur, wenn wir Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als Stärke begreifen. Unterschiedliche Lebenswege, Erfahrungen und Perspektiven sollen in unserer Mitgliedschaft, unseren Führungsämtern und unseren Debatten sichtbar werden – nicht nur, weil Vielfalt ein liberaler Grundwert ist, sondern weil sie unsere Politik bereichert und neue Wählerschaften anspricht. Deshalb schlagen wir vor:
- Lebenswege sichtbar machen: Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte, aus ländlichen Räumen oder mit nicht-akademischem Hintergrund sind bei uns noch unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern – durch gezielte Ansprache, Mentoring, Empowerment und faire Chancen.
- Perspektivenvielfalt ernst nehmen: Eine liberale Partei braucht konservative wie progressive Stimmen, Stadt und Land, Jung und Alt, fachliche Spezialisierung ebenso wie unterschiedliche liberale Strömungen – nicht als Gegensätze, sondern als Quelle wechselseitigen Lernens.
- Vielfalt verstehen und fördern: Wir wollen durch Monitoring und wissenschaftliche Begleitung unsere Vielfalt sichtbar machen, Entwicklungspotenziale erkennen und gezielt Maßnahmen ergreifen.
- Parteientwicklung ist Führungsaufgabe. Der Bundesvorstand soll sich regelmäßig mit dem Thema „Chancen durch Vielfalt“ befassen.
4. Die Programmpartei als Ideenlabor der Zukunft
Wir Freien Demokraten gelten als Programmpartei der guten Ideen. Damit beteiligen wir uns in der Tradition der Freiheit am grundgesetzlichen Auftrag, an der politischen Willensbildung mitzuwirken. Aber gute Ideen brauchen immer wieder Updates – und sie brauchen gute Strukturen. Nicht nur der dramatische Rückgang der uns zugeschriebenen Kompetenzwerte zeigt, dass wir diese alte Stärke für neue Zeiten neu begründen müssen. Gute Programmarbeit ist kein Zufall – sie entsteht durch professionelle Organisation und echte Beteiligung. Viele Mitglieder wissen nicht, wie sie sich programmatisch einbringen können. Unsere programmatische Arbeit ist oft zu kompliziert, zu exklusiv und nicht strategisch genug. Das wollen wir ändern, auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, die komplexe Zusammenhänge und das Dickicht laufender Diskussionen und vergangener Beschlüsse durchleuchtet. Programmarbeit soll wieder offen, klug organisiert und praktisch bedeutsam werden – als fairer Wettbewerb der besten liberalen Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit.
Zeit für ein neues Grundsatzprogramm
Alle zwölf bis 15 Jahre nehmen sich die Freien Demokraten die Zeit, die langfristigen Grundlinien liberaler Politik in die Zukunft fortzuschreiben: 1971 mit den Freiburger Thesen, 1985 mit dem Liberalen Manifest, 1997 mit den Wiesbadener Grundsätzen für eine liberale Bürgergesellschaft und 2012 mit den Karlsruher Freiheitsthesen. Aber die Welt, wie wir sie 2025 kennen, hat sich seit dem Beschluss der Karlsruher Freiheitsthesen 2012 tiefgreifend verändert. Auch die Mehrheit der heutigen Mitglieder der FDP sind erst nach 2012 eingetreten. Wir schlagen deshalb vor:
- Bis zum Bundesparteitag 2027 wollen wir gemeinsam mit Mitgliedern, Fachexperten und Bürgerinnen und Bürgern ein neues Grundsatzprogramm erarbeiten. Dafür starten wir eine breite Grundsatzphase: offen, dialogisch und digital.
- Das neue Grundsatzprogramm muss Antworten geben auf neue Herausforderungen, darunter den Klimawandel und ökologische Veränderungen, den Systemwettbewerb mit autoritären Kräften und die inneren Gefährdungen der liberalen Demokratie als Lebens- und Regierungsform. Zudem muss es die Rolle der FDP als Partei der ganzen Freiheit im veränderten Parteiensystem beschreiben.
Leitbild „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ zur programmatischen Steuerung nutzen
Auch während der neuen Grundsatz-Debatte bleibt für uns Freie Demokraten unser Leitbild „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ verbindlich. Zwar spielte es in der internen Führung und der externen Kommunikation seit 2021 praktisch keine hervorgehobene Rolle mehr – zum Nachteil der Ausrichtung, dezentral selbstbestimmten Koordinierung und Wiedererkennbarkeit der vertrauenswürdigen Marke der Freien Demokraten. Aber wir wollen die Geltung und Ausrichtung unseres Leitbilds erneuern. Dafür schlagen wir vor:
- Unser Leitbild „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ ist und bleibt Orientierung und Maßstab für die Programmarbeit unserer Gliederungen und Ausschüsse. Unsere Anträge orientieren sich daran, selbstverständlich gerne kritisch.
- In Bildungsangeboten für programmatisch engagierte Mitglieder machen wir das Leitbild praktisch greifbar. So entsteht Klarheit in der programmatischen Ausrichtung und Wiedererkennbarkeit in der Kommunikation.
- Wir brauchen zu gegebener Zeit ein Update des Leitbilds, in das die Ergebnisse unserer Grundsatzdebatte über neue Herausforderungen, unsere Vision liberalen Zusammenlebens und politische Prioritäten eingehen, aber auch Erkenntnisse aus Fokusgruppen potenzieller FDP-Wählerinnen und -Wähler einfließen.
Programmarbeit strategisch und zugänglich strukturieren
Wir Freien Demokraten wollen unsere Programmarbeit strategischer und für alle Mitglieder leichter zugänglich gestalten. Im Dienst der besten Ideen soll sie offen, praktisch bedeutsam und lernfähig sein. Dafür sollte die Bundesgeschäftsstelle im Auftrag des Bundesvorstands dafür sorgen, dass programmatische Arbeit effektiv vorbereitet und transparent begleitet wird. Dazu gehören drei Aufgaben:
- Bedarfe erkennen: Das Leitbild, das Grundsatzprogramm und unsere laufende Beschlusslage werden regelmäßig mit gesellschaftlichen Megatrends und politischen Herausforderungen abgeglichen. So entsteht ein strategischer Überblick über notwendige programmatische Entwicklungen.
- Wissen verfügbar machen: Die geltenden Beschlusslagen aus Bundespartei, Landesverbänden, Fachausschüssen und Fraktionen sollen in einer digitalen Wissensdatenbank für alle Mitglieder über KI-Anwendungen und bewährte Prompts nutzbar gemacht werden. Das gewährleistet praktischen Mehrwert, verhindert Doppelarbeit und ermöglicht es, wirklich mitzudenken, statt am Bedarf vorbei zu diskutieren.
- Prozesse öffnen: Laufende Diskussionen in BFAs, Kommissionen und Gliederungen sollen auf einer gemeinsamen Plattform mit Terminen, Themen und Ansprechpartnern veröffentlicht werden Eine „Beschluss-Ampel“ zeigt künftig, wo sich Anträge im Prozess befinden – vom Entwurf bis zur Umsetzung. So schaffen wir mehr Überblick, mehr Qualität und mehr Wirkung und erleichtern Beteiligung.
Programmatische Ausschreibungen: Missionen statt Silos
Wir organisieren unsere programmatische Arbeit künftig über „Missionen“. Das sind offen ausgeschriebene Fragestellungen oder Herausforderungen, die über mehrere Monate bearbeitet werden – nicht nur durch Fachausschüsse oder Fraktionen, sondern auch durch Gliederungen, selbst organisierte Mitglieder oder auch durch externe Expertise. So wird die FDP zur Denkwerkstatt der besten Ideen.
- Die Missionen werden in einem ersten Schritt vom Bundesvorstand initiiert und gelaunched - etwa im Hinblick auf mögliche Leitanträge kommender Parteitage oder absehbarer Bedarfe programmatischer Klärung.
- Zum digitalen Launch in einem parteiöffentlichen GoTo-Meeting kann es Briefingsunterlagen zu Hintergrund und Absicht der Mission geben. Ebenso denkbar sind parteiöffentliche Podien oder Anhörungen.
- Die Zuarbeit von Ideen und Textbausteinen erfolgt über niedrigschwellige digitale Tools wie etwa OpenSlides, und wird dort transparent dokumentiert.
- Die Federführung liegt bei der Bundesgeschäftsstelle, einem Fachausschuss oder einer Gruppe von Fachpolitikern. Sie führen den Input zu einem White Paper oder gleich zu einem Antrag zusammen.
- Die Gliederungen und Fachausschüsse bleiben selbstverständlich aufgerufen und frei, programmatische Initiative mit eigenen Ideen zu ergreifen.
BFA-Arbeit erleichtern: Offene Werkstätten der Programmarbeit
Unsere Bundesfachausschüsse und die Kommission Freiheit und Ethik sollen zu offenen Werkstätten werden – mit klaren Rollen, professioneller Unterstützung und einem besseren Zusammenspiel mit Partei und Fraktionen. Wir schlagen vor
- eine Zuordnung der Bundesfachausschüsse zu den Themen des Leitbilds,
- eine transparente Ausschreibung von Vorsitz und Geschäftsführung mit Bewerbungsfristen,
- eine Entlastung ehrenamtlicher Tagungsorganisation durch Geschäftsstellen,
- Trainings zum freiwilligen Gebrauch von Programmen künstlicher Intelligenz, die den Qualitätsstandard der Antragsarbeit sichern,
- die Normalisierung hybrider Formate und familienfreundlicher Tagungszeiten,
- und die Unterstützung neuer Formate und Arbeitsweisen, etwa von Hearings.
5. Freiheitswerkzeuge 2030: Digitale, agile und wirkungsvolle Organisation
Wir Freie Demokraten wollen eine Organisation, die freiheitliche Ansprüche und Ziele auf Dauer wirksam umsetzt. Nur durch intelligente Organisation werden liberale Individualisten zur politischen Kraft der Freiheit. Wir müssen knappe Mittel, kluge Persönlichkeiten, gute Ideen und partnerschaftliche Zusammenarbeit so organisieren, dass wir Wahlen gewinnen, Stimmungen prägen und politische Reformen umsetzen. Dafür brauchen wir klare Zuständigkeiten, einfache Abläufe, verlässliche Prozesse, gute Gewohnheiten, Freude an Experimenten und ein reibungsloses Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt. Denn wer für Freiheit eintritt, kann Mitglieder nicht in starren Strukturen fixieren.
Gute Organisation vervielfältigt unsere Kräfte
Wir Freie Demokraten wollen eine Organisationsstruktur, die liberale Kräfte effektiv bündelt und verstärkt. Dem Auftrag des Grundgesetzes entsprechend, erfolgt die Organisation unserer inneren Parteiordnung nach freiheitlich-demokratischen Grundsätzen. Sie ermächtigt deshalb Mitglieder zur Selbstorganisation und gezielten Mitwirkung an Zielen und Erfolgen der Freien Demokraten. Wir schlagen vor:
- Geschäftsstellen verstehen sich als Möglichmacher: Sie unterstützen Ehrenamtliche aktiv – mit Werkzeugen, Orientierungshilfen und auf Abruf auch mit KI-gestützten, tagesaktuellen Ressourcen.
- Das HDGH ist nicht nur Servicestelle des Bundesvorstands, sondern Beteiligungs- und Chancenzentrale. Die Bundesgeschäftsstelle gibt sich ein entsprechendes Leitbild und richtet sich personell und organisatorisch darauf aus.
- Das HDGH braucht ein Referat für Parteientwicklung. Dort laufen die Fäden für: Personal-, Programm-, Organisations- und Kulturentwicklung zusammen. Dieses Referat koordiniert, begleitet, dokumentiert – und sorgt dafür, dass gute Ideen nicht versanden.
Beteiligung an Projekten und Erfolge einfach ermöglichen
Wir Freie Demokraten wollen systematische Beteiligungsprozesse entwickeln, die Mitglieder zu aktiven Gestaltern liberaler Politik machen. Denn eine Partei der Macherinnen und Macher ermöglicht es ihren Mitgliedern, gezielt an Projekten und Erfolgen mitzuwirken. Wir schlagen vor:
- Beteiligung setzt klare Projekte mit klaren Zielen voraus. Wo Beteiligung ohne Richtung ist, verliert sie Energie. Wo Richtung ohne Beteiligung ist, verliert sie Vertrauen. Das eine braucht das andere – erst gemeinsam entfalten sie Wirkung.
- Wirksame Beteiligung braucht professionelle Moderation, transparente Verfahren, klare Rollen und verlässliche Zeitpläne. Wir bauen hauptamtliche und ehrenamtliche Kapazitäten dafür auf.
- Wir machen gute Beteiligung zum Qualitätsstandard für alle Formate – von Sitzungen über Antragsarbeit bis zu digitalen Partizipationsangeboten. So stärken wir das Vertrauen in die Führung und die Identifikation mit unseren gemeinsamen Zielen.
Parteientwicklung stellt gute Organisation auf den Dauerprüfstand
Parteientwicklung ist kein Projekt mit Enddatum, sondern eine Daueraufgabe. Wer klug organisiert, gewinnt nicht nur Übersicht, sondern Rückhalt. Wir schlagen vor:
- Wir Freie Demokraten werden nach dem Vorbild von D66 einen systematischen Organisationscheck durchführen, um Strukturen zu optimieren und Reibungsverluste zu minimieren. Der Review, eine Röntgenaufnahme unserer strukturellen Stärken und Schwächen, soll angeführt werden von einer Doppelspitze von dafür ausgestatteten erfahrenen Persönlichkeiten und begleitet von Expertinnen und Experten von Partei- und Organisationsentwicklung. Das Team soll der Partei einen öffentlichen Bericht mit Empfehlungen übergeben.
- Wir Freien Demokraten werten die Arbeit der AG Parteientwicklung auf. Sie soll kein Sounding Board oder Stempelleck-Stelle für die Projekte der Bundesgeschäftsführung sein, sondern in der Zeit der APO ein von Expertinnen und Experten von Partei- und Organisationsentwicklung unterstütztes Arbeitsgremium, das mit dem Fortgang der Parteientwicklung zu einer Art Beirat wird und über Generalsekretär, Ombudsmitglied und die Bundesgeschäftsführung an die Partei berichtet.
Parteientwicklung soll Kosten verhindern - kann sie ein Wachstumsgeschäft werden?
Klar: Ineffiziente und schlechte Organisation kostet viel Zeit, Geld und Vertrauen. Auch klar: Gute Parteientwicklung kostet Zeit und Investitionen. Aber wenn wir mit guter Organisation mehr Wumms aus jedem Euro kriegen, zahlt sich das mit Zinsen in Vertrauen und Schlagkraft aus. Wir schlagen vor:
- Ausgaben für Marketing und Werbung könnten sich als Investitionen in 70 000 glaubwürdige Botschafterinnen und Botschafter lohnen – unsere Parteimitglieder. Das gilt es gegen zu rechnen.
- Zu unserem eigenen Nachteil ist die Erhöhung von Fundraising-Kapazitäten bisher kein systematischer Teil von Parteientwicklung gewesen. Das muss sich ändern: Besonders Kreisvorstände und Kandidatinnen und Kandidaten sollen Basis-Fähigkeiten des (Mikro-)Fundraisings erlernen und einüben.
Wir bauen auf guten Erfahrungen von Landes- und Kreisverbänden auf
Die Freien Demokraten sind eine vielfältig erfahrene Partei. Viele Landesverbände haben gute Formate der Personalentwicklung und Talentförderung, der Programmarbeit, Kommunikation und Kampagne entwickelt. Wir schlagen vor:
- Die AG Parteientwicklung erhebt in Zusammenarbeit mit der Runde der Hauptgeschäftsführer und den Generalsekretären der Landesverbände vorbildliche Formate erfolgreicher Parteiarbeit. Sie eignen sich zur Weiterverbreitung und Umsetzung auf anderen Ebenen.
- Wir fördern Kreis- und Landesverbände, die Neues ausprobieren. Ob digitales Mitgliederforum, Mentoring-Formate, bessere Gremienarbeit oder Onboarding-Angebote – wer vorangeht, bekommt Unterstützung. Pilotprojekte, die gut funktionieren, sollen als Vorbild dienen.
Auf Sicht fahren reicht nicht – wir brauchen bessere Daten
Wir Freie Demokraten wollen Parteientwicklung auf Daten und Fakten gründen – nicht nur auf Bauchgefühl, Anekdoten oder scheinbar gute Erfahrungen. Ob Mitgliederbindung, Beteiligung, Frauenförderung, Veranstaltungsformate oder politische Kommunikation: Vieles ließe sich besser entscheiden, wenn wir wüssten, was wirklich wirkt – und was nicht. Wir müssen unsere Mitglieder und ihre typischen Erfahrungen besser verstehen. Dafür brauchen wir mehr und bessere Daten. Wir schlagen vor:
- Mitgliederbewegungen müssen systematisch erfasst und ausgewertet werden: Wer kommt, wer geht, warum?
- Wir müssen Teilhabestrukturen verstehen: Wer engagiert sich, wie, wann und wo? Welche Kanäle und Formate aktivieren – und welche nicht?
- Zielgruppenansprache braucht fundierte Erkenntnisse: Welche Sprache, Themen, Angebote, Plattformen erreichen wen?
- Wir suchen den Austausch mit der Parteiforschung, um Trends und Tendenzen besser zu verstehen.
Digitalisierung heißt neue Gewohnheiten der Parteiarbeit einführen
Für uns Freie Demokraten ist Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern ein Mittel effizienter und wirksamer Zusammenarbeit. Die Einführung und Verwendung von digitalen Tools und Angeboten der Parteiarbeit muss deshalb aus der Perspektive ihres alltäglichen Nutzens erfolgen, in der Entwicklung praktisch getestet und in der Umsetzung in bestehende Gewohnheiten eingeschleift werden. Digitalisierung kann nicht einfach installiert werden, sondern sie muss gelebt werden. Wir schlagen vor:
- Digitale Kollaboration und hybride Veranstaltungsformate sollen auf allen Ebenen möglich sein.
- Ehrenamtlichen Gremien soll die digitale Arbeit erleichtert werden, indem zusammen mit den jeweils Verantwortlichen technische Lösungen gefunden und eingeführt werden.
- Die Hürden inhaltlicher Orientierung und programmatischer Mitarbeit werden durch Künstliche Intelligenz gesenkt.
- Wir wollen unsere Mitglieder vor Cybermobbing und Doxing schützen.
Regelmäßige direkte Kommunikation schafft Vertrauen
Für uns Freie Demokraten ist die Diskussion die Mutter aller Dinge. Wir wollen wieder eine stärkere Kultur des Dialogs leben, Freude am Streit nach Regeln haben und Debatten ermöglichen. Wir schlagen vor:
- Parteientwicklung muss ein regelmäßiges Thema der internen Kommunikation werden, um Erfolge zu verbreiten und die Bedeutung guter Organisation zu vermitteln. Mitgliederzeitschriften und digitale Aufritte sollten regelmäßig erfolgreiche Persönlichkeiten, Kampagnen und organisatorische Innovationen herausstellen, um Wertschätzung zu vermitteln
- Nicht nur Journalisten, auch Mitglieder brauchen regelmäßige Hintergrundgespräche. Regelmäßige Online-Veranstaltungen, etwa ein monatlicher Jour Fixe, ermöglicht den moderierten Dialog mit der Parteiführung. Es geht nicht darum, immer Konsens zu finden, sich anderen Perspektiven und Argumenten auszusetzen und Vertrauen ineinander zu stiften.
- Das besser strukturierte programmatische Gespräch soll - nach dem Vorbild befreundeter liberaler Parteien aus anderen Ländern - auch mit Nicht-Mitgliedern verstärkt werden. Bürgerinnen und Bürger, zivile Institutionen und die Wirtschaft sind an der Entwicklung von Programmen zu beteiligen.
6. Die Partei als Werkstatt des Vertrauens: Eine Kultur des Miteinanders entwickeln
Wir Freie Demokraten wollen eine Parteikultur, die auf Vertrauen, Respekt und Fairness basiert. In einer liberalen Partei geht es nicht darum, Recht zu behalten, sondern gemeinsam Erfolge für die Freiheit zu erzielen. Ein gutes Miteinander entsteht nicht zufällig – es braucht klare Regeln, gelebte Werte und Mitglieder, die Verantwortung übernehmen.
Vertrauenskultur verankern – Ombuds- und Vertrauenswesen stärken
Wir Freie Demokraten wollen das Ombuds- und Vertrauenswesen flächendeckend auf allen Parteiebenen etablieren, institutionell verankern und mit klaren Befugnissen ausstatten. Seit 2019 leisten die Ombuds- und Vertrauenspersonen Pionierarbeit – oft im Stillen, aber mit großer Wirkung. Diese Arbeit verdient mehr Sichtbarkeit, bessere Ausstattung und eine strukturierte Weiterentwicklung. Vertrauensarbeit ist keine Nebensache, sondern Voraussetzung für eine attraktive, streitbare und zugleich respektvolle liberale Mitgliederpartei. Wir schlagen vor:
- Flächendeckende Etablierung von Vertrauenspersonen auf allen Parteiebenen – mit klarer Zuständigkeit, Schulung und Support.
- Jährliche Treffen der Vertrauenspersonen zur Qualitätssicherung, Vernetzung und Weiterentwicklung.
- Systematische Evaluation und Feedback-Verfahren bei der Bearbeitung innerparteilicher Konflikte.
- Aufbau eines dezentralen Vertrauensnetzwerks in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden.
Leitlinien liberalen Miteinanders (Code of Conduct) überarbeiten und verbindlich machen
Wir Freie Demokraten wollen die Leitlinien liberalen Miteinanders (Code of Conduct) weiterentwickeln und durch einen Bundesparteitagsbeschluss verbindlich machen.
Unser Code of Conduct ist ein wichtiges Signal für respektvolles Miteinander und ein wertvolles Instrument der Arbeit der Ombuds- und Vertrauenspersonen. Ein starker Verhaltenskodex schützt die Diskussionskultur – nicht durch Bevormundung, sondern durch Klarheit, Haltung und gemeinsame Werte. Doch er muss bekannt, verständlich und aktuell sein. Deshalb schlagen wir vor:
- Die Überarbeitung der Leitlinien wird als Mission ausgeschrieben und zugleich einer AG der Ombuds- und Vertrauenspersonen übertragen. Dort sollen auch bestehende landesverbandliche Regelwerke und Erfahrungen ausgewertet werden.
- Nach der Verabschiedung der neuen Leitlinien durch den Bundesparteitag werden Führungskräfte in der Anwendung des Code of Conduct geschult. Jedes Neumitglied erhält eine gedruckte Ausgabe.
Doppelspitze einführen – Führung partnerschaftlich gezielt aufstellen
Wir Freie Demokraten wollen eine moderne Führungskultur etablieren, die Partnerschaft vorlebt, Verantwortung teilt, Perspektiven integriert, Zusammenarbeit stärkt und vielfältige Persönlichkeiten profiliert. Dazu gehört eine strukturelle Reform der Führungsspitze. Wir schlagen vor:
- Wir führen die satzungsrechtliche Option auf eine Doppelspitze auf Bundesebene ein, bestehend aus zwei gleichberechtigten Vorsitzenden – paritätisch denkbar, aber nicht zwingend.
- Ergänzt wird die Doppelspitze durch ein Teamkonzept für das Präsidium, das individuelle Zuständigkeiten sichtbar macht.
- Partei- und Regierungsämtern sollen auf allen Ebenen getrennt werden.
Vielfalt als liberale Stärke leben
Vielfalt ist kein Schlagwort - sie ist gelebte liberale Praxis. Wir Freie Demokraten wollen eine Parteikultur etablieren, in der sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Perspektiven und Lebensentwürfen willkommen fühlen. Eine liberale Partei muss ihr Bekenntnis zur Vielfalt aktiv in ihrer eigenen Kultur verankern - im Ton, in der Atmosphäre, in Formaten und Bildern. Deshalb schlagen wir vor:
- Vielfalt sichtbar machen: Wir achten in Bildsprache, Sprache, Redelisten, Veranstaltungsformaten Kommunikationskanälen bewusst auf unterschiedliche Perspektiven.
- Zugänge aktiv gestalten: Wir prüfen regelmäßig – etwa in der AG Parteientwicklung –, ob unsere Mitmach-Angebote einladend, zugänglich und alltagstauglich für verschiedene Zielgruppen sind.
- Talente fördern: Wir begleiten und entwickeln liberale Talente aktiv – mit offenen Formaten, Feedback, Ermutigung und gezielter Förderung.
Mehr Chancen durch mehr Frauen
Frauen gehören in der FDP in Führungspositionen – von Anfang an, auf allen Ebenen. Doch das gelingt nicht von selbst. Es braucht konsequente Förderung, gezielte Ansprache und einen echten Kulturwandel vor Ort. So soll unser Miteinander offener, zugänglicher und partnerschaftlicher werden. Dazu schlagen wir vor:
- Perspektivwechsel üben: In jedem Verband sollte regelmäßig gefragt werden: Würde ich diese Veranstaltung einer Kollegin, Freundin oder Tochter empfehlen? Wenn nein – warum nicht?
- Gespräche führen: Frauen werden nicht durch Appelle eingebunden, sondern durch echte, individuelle Ansprache und offene Gespräche über Barrieren und Wünsche.
- Formate anpassen: Veranstaltungen mit familienfreundlichen Zeiten, hybriden Zugängen und Kinderbetreuung bei größeren Events erhöhen die Teilhabe.
- Mentoring stärken: Erfolgreiche Programme wie das der Naumann-Stiftung sollen enger mit der Partei verzahnt und durch Tandemmodelle vor Ort ergänzt werden.
- Sichtbarkeit erhöhen: Frauen sollen ermutigt werden, auf Parteitagen das Wort zu ergreifen – u. a. durch vorbereitende Delegiertenrunden oder gezielte Coachingangebote.
7. Brückenbau in die Gesellschaft: Verankert, vielfältig, verbunden
Parteientwicklung endet nicht bei Satzung, Sitzung und Struktur. Sondern sie zeigt sich im Alltag: Dort, wo Menschen Politik machen. Wir wollen, dass unsere Partei ihre Wurzeln in der Gesellschaft besser pflegt – vor Ort, in unterschiedlichen Milieus und im internationalen Austausch. Dafür braucht es Arbeit und Haltung.
Wir wollen eine Kommunalpartei sein, die in der Fläche präsent ist
Wir Freien Demokraten sind eine Partei für Stadt und Land, aber wir sind nicht mehr überall daheim. Wer auf Dauer wirken will, muss lokal verwurzelt sein. Deshalb wollen wir unsere Parteiarbeit regional und kommunal gezielt stärken. Wir schlagen vor:
- Wir können viel von unseren kommunalen Mandatsträgerinnen und Mandatsträger lernen, denn sie erringen Mandate, weil sie sich sich um die Freiheiten des Alltags kümmern. Sie brauchen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung als Vorbilder.
- Es liegt im Interesse der Gesamtpartei, in jedem Landesverband widerstandsfähige Strukturen zu haben. Wir müssen öfter darüber sprechen, wo wir warum Mitglieder verlieren, wo wir warum neue Mitglieder gewinnen.
- Wir fördern Partnerschaften zwischen Kreis- und Ortsverbänden über Bundesland-Grenzen hinweg.
Wir wollen neue Milieus erschließen
Unsere Gesellschaft ist vielfältiger geworden – unsere Partei muss es auch sein. Wir wollen Menschen gewinnen, die sich bisher in der FDP nicht gesehen haben. Dafür müssen wir nicht alles ändern, aber besser zuhören, lernen und Brücken bauen. Perspektivenvielfalt ist kein Problem, sondern eine Chance: Stadt und Land, konservativ und progressiv, akademisch und praktisch, jung und erfahren. Wer das zusammenbringt, wird stärker.
Wir lernen von internationalen Beispielen
Wir sind nicht allein. Andere liberale Parteien in der ALDE-Familie machen vor, wie moderne Parteientwicklung funktioniert. Wir wollen von ihnen lernen, wie man Talente fördert, Strukturen überprüft, Vielfalt ernst nimmt und besser mit der Zeit geht. Dazu gehört auch der Austausch mit der Parteienforschung, mit Stiftungen und Organisationsexpertinnen. Parteientwicklung braucht nicht nur Engagement, sondern auch Wissen, Erfahrung und externe Beratung.
8. Ausblick: Werkbank der Zukunft - eine Partei, die nie auslernt
Parteientwicklung ist gelebte Demokratie – nach innen wie nach außen. Wir Freie Demokraten erneuern uns nicht nur, weil der Wandel uns dazu zwingt, sondern weil wir selbst den Willen, die Ideen und die Kraft dazu haben. Freiheit braucht Organisation, damit sie wirkt. Verantwortung braucht Struktur, damit sie trägt. Und Zukunft braucht Veränderungsbereitschaft – gerade im eigenen Haus. Als Werkstatt der Freiheit wissen wir: Wer etwas in der Gesellschaft bewegen will, muss bei sich selbst anfangen.
Unsere Partei soll eine lernende Organisation werden: Experimentieren, Lernen, Umsetzen gehören zum liberalen Lernkreislauf. Wir haben auch in der Parteientwicklung den vergangenen Jahren viel miteinander erreicht, das uns ermutigen kann. Aber wir sind noch weit unter unseren Möglichkeiten. Jetzt fragen uns, wie eine liberale Partei aussehen würde, die sich heute mit einem veränderten politischen Umfeld in Europa neu gründen und effektiv organisieren würde.
Aber wir müssen unsere Partei für eine neue Zeit nicht ganz neu erfinden. In vielen Bereichen können ist sie gut und bleibt sie gut, wenn wir sie stetig weiter entwickeln. Mit Neugier und Freude am Experiment, mit klugen Köpfen, klaren Werten und dem Mut, aus Fehlern zu lernen. Machen wir uns wieder stark!
Begründung:
Wir Freie Demokraten können auf einem soliden Fundament aufbauen. Dieser Antrag, federführend von Ombudsmitglied Christopher Gohl zusammengefügt, geht hervor aus 15 Jahren parteiinterner Entwicklung und Reformarbeit. Seit der Grundsatzdebatte ab 2010, der kontinuierlichen Arbeit der AG Parteientwicklung seit 2012 und Projekten wie dem Leitbildprozess 2014, „Chancen durch Vielfalt“ oder dem Ombuds- und Vertrauenswesen ab 2018 ist vieles gedacht, erprobt und beschlossen worden – aber selten systematisch umgesetzt.
In der aktuellen Situation halten wir es für wichtig, diese bewährten Ansätze noch einmal strategisch zu bündeln, für Ihre Dringlichkeit zu werben und ihre professionelle Umsetzung vorzuschlagen. Nicht alle Unterzeichner unterstützen alle hier vorgeschlagenen Maßnahmen. Aber sie halten die systematische Diskussion über diese Sammlung für so wichtig wie dringlich.