Frauen für die Freiheit
Freiheit braucht Vielfalt und vor allem auch weibliche Perspektiven. Auf der Podiumsdiskussion "Frauen für die Freiheit" am Rande des Bundesparteitages sprachen führende Freie Demokratinnen über unsichtbare Hürden und ihren Abbau.

Begleitend zum Bundesparteitag der Freien Demokraten lud die Friedrich-Naumann-Stiftung zur Podiumsdiskussion „Frauen für die Freiheit“ ein. Im Mittelpunkt stand nicht nur die Frage, was Freiheit für Frauen bedeutet, sondern vor allem: Wie können Frauen innerhalb der FDP sichtbarer werden? Welche strukturellen Hürden gibt es – und wie lassen sie sich überwinden? Auf dem Podium: vier führende Freie Demokratinnen – Daniela Schmitt, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Maren Jasper-Winter und Anke Hillmann-Richter –, die offen über persönliche Erfahrungen, gesellschaftliche Erwartungen und notwendige Veränderungen in der politischen Kultur sprachen.
Freiheit heißt: Raus aus den Rollenbildern
Für Maren Jasper-Winter, Mitglied im FDP-Bundesvorstand und im Vorstand der Naumann-Stiftung, beginnt Freiheit dort, wo Rollenklischees enden: „Frei sein von Einstufungen, von Rollenbildern – als Frau, als Mensch, das eigene Leben selbstbestimmt führen.“ Doch gerade in der Politik würden Frauen noch viel zu häufig auf ihre mögliche Familienrolle reduziert. Die Frage „Willst du auch mal Kinder?“ werde nahezu ausschließlich Frauen gestellt – eine Beobachtung, der viele Zuhörerinnen im Publikum zustimmten.
Auch Daniela Schmitt, Wirtschaftsministerin in Rheinland-Pfalz, kennt diese Mechanismen. Für sie sind gesellschaftliche Erwartungen eine der größten Hürden für weibliche Teilhabe: „Sie verunsichern viele Frauen und bringen sie von ihren eigenen Zielen ab.“ Doch gerade Freiheit bedeute, den eigenen Weg zu gehen – unabhängig von äußeren Zuschreibungen.
Bildung ist ein Schlüsselthema
Was braucht es also, damit Frauen ihre Freiheit leben können? Für Schmitt steht fest: Bildung ist der Schlüssel. „Wir müssen junge Frauen so stärken, dass sie ihr Leben frei und selbstbewusst gestalten können.“

Repräsentation verändert die Agenda
Innerhalb der Partei sei klar: Nur wenn die weibliche Perspektive in Entscheidungsprozesse einfließt, entstehen wirklich gute Ergebnisse. Diversität sei kein Ideal – sondern Voraussetzung für politischen Erfolg. Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Europaabgeordnete der FDP, unterstrich die Bedeutung von Repräsentation. Die Freie Demokratin betonte, es gehe dabei nicht gegen Männer – „aber wir wollen mehr vom Kuchen. Nicht nur die Krümel.“ Ohne die weibliche Perspektive würden wichtige Themen übersehen – etwa der von der FDP initiierte Antrag, der Müttern nach einer Totgeburt erstmals einen Anspruch auf Freistellung einräumt. Lange hatte in der Politik niemand diese Problematik überhaupt gesehen.
Frauen in Führungspositionen könnten außerdem mehr Wählerinnen mobilisieren: „Frauen orientieren sich nun mal auch an Frauen“, sagte Strack-Zimmermann augenzwinkernd. „Der Glaube, dass Frauen nur wegen eines knackigen Parteivorsitzenden aktiv werden, ist ein Märchen – das Männer gerne erzählen.“
Frauen können das
Ein weiteres Hindernis sieht Strack-Zimmermann in übertriebener Selbstkritik: „Ich erlebe oft, dass Frauen sich fragen: ‚Kann ich das überhaupt?‘ – Natürlich können Sie das!“ Während viele Männer ohne Zögern Ja sagen – auch wenn es an Eignung mangelt – zögerten Frauen zu lange. Sie verstehe zwar, dass Frauen oft in Familien-Arbeit eingebunden seien, doch es sei wichtig neue Räume zu betreten. „Und dann macht man vielleicht dafür eine andere Tür zu und sagt Mensch, ich war engagiert, sehr lange im Kindergarten meines Kindes. Das soll jetzt mal die Liselotte von nebenan machen. Und ich mache Kommunalpolitik.“
Solidarität unter Frauen ist entscheidend
Der Weg dahin ist nicht immer leicht. Gerade auf kommunaler Ebene gebe es noch immer männlich geprägte Machtzirkel. „Da sitzen sie dann, die breitbeinigen Männer im Ortsverband“, so Strack-Zimmermann. Doch sie ruft dazu auf, nicht klein beizugeben: „Raus aus der Opferrolle!“
Einigkeit herrschte auf dem Podium vor allem in einem Punkt: Frauen müssen sich gegenseitig stärken. „Wir brauchen ein starkes Netzwerk“, betonte Anke Hillmann-Richter, Vorsitzende der Liberalen Frauen. Strack-Zimmermann ergänzte: „Solidarität ist ganz, ganz wichtig.“