Rülke führt FDP in die Landtagswahl

Ein politisch bedeutendes Wochenende liegt hinter den Freien Demokraten in Baden-Württemberg: Mit Landesvertreterversammlung und Landesparteitag stellten sie die personellen und inhaltlichen Weichen für das Wahljahr 2026. Hans-Ulrich Rülke wurde erneut zum Spitzenkandidaten gewählt.

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Rülke fordert eine Bildungswende, die jedes Kind mitnimmt – durch individuelle Förderung, vielfältige Schulformen und faire Startbedingungen. © Tristan Unkelbach

Baden-Württemberg steht 2026 vor einer richtungsweisenden Landtagswahl. Für FDP-Landeschef Hans-Ulrich Rülke geht es dabei um nicht weniger als das „Sein oder Nichtsein“ der FDP und um die Frage, „in welche Richtung das Land geht“. Die Wahl entscheide, so Rülke, ob bürgerliche Politik in Deutschland noch mehrheitsfähig ist und ob es noch Vertrauen in die Freiheit gibt. Oder ob sich jene Kräfte durchsetzten, die von links wie von rechts auf Bevormundung und erzieherische Maßnahmen setzen.

Die Spitzenkandidaten wurde gewählt

Mit Blick auf diese Herausforderung zeigen sich die Freien Demokraten aus Baden-Württemberg entschlossen. Auf ihrer Landesvertreterversammlung vergangenen Samstag haben sie ihre Spitzenkandidaten für die Wahl bestimmt. Hans-Ulrich Rülke wurde mit 88,9 Prozent der Stimmen auf Platz eins der Landesliste gewählt. Ihm folgen Jochen Haußmann auf Platz zwei und Alena Fink-Trauschel auf Platz drei – beide ebenfalls Mitglieder der Landtagsfraktion. 

Rülke fordert eine Bildungswende

In seiner Bewerbungsrede machte Rülke deutlich, was liberale Politik bedeutet: „Vom Individuum her denken.“ Im Gegensatz zu linker und rechter Politik, die den Menschen „aufgrund seiner gruppenbezogenen Merkmale“ definiere, sei für die FDP „jedes Individuum von gleichem Wert“ – ganz gleich, welche Hautfarbe, welches Geschlecht man liebe, woran man glaube oder woher man kommt. Entscheidend sei, wohin ein Mensch will. 

Der FDP-Landeschef betonte, das Aufstiegsversprechen müsse wieder für alle gelten. Dafür brauche es eine bürgerliche Bildungswende. Rülke, promovierter Bildungswissenschaftler und früherer Schulleiter, kennt die Herausforderungen aus der Praxis. „Wir wollen Bildungschancen für alle und individuelle Förderung auch für Benachteiligte.“ Dazu zählten der Zugang zur deutschen Sprache für Migranten, ein leistungsfähiges Gymnasium für künftige Akademiker, eine starke Realschule für Handwerker und Fachkräfte sowie der Erhalt der Werkrealschule für praktisch Begabte. Ziel sei ein passgenaues Bildungsangebot für jedes Kind.

Wirtschaft stärken heißt Chancen sichern

Auch FDP-Bundesvorsitzender Christian Dürr war vor Ort. Er lenkte den Blick auf die wirtschaftliche Lage. Im vergangenen Jahr verlor Baden-Württemberg 0,4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung, eine wirtschaftliche Entwicklung, die sogar unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Doch für die FDP gehe es nicht bloß um Zahlen, stellte Dürr klar: „Dahinter stecken ja nicht Zahlen. Dahinter stecken Jobs, Arbeitsplätze, dahinter stehen Familien. Dahinter stehen verpasste Lebenschancen.“

Für ihn sind es vor allem die Menschen, die täglich Verantwortung tragen, die wieder mehr Chancen brauchen: „Familien, die hart arbeiten, die auch Entbehrung leisten, die ihre Angehörigen pflegen, morgens ihre Kinder zur Schule bringen, die verdammt noch mal in dieser Gesellschaft einen Beitrag leisten. Die müssen wieder durchstarten können, auch hier in Baden-Württemberg.“

Für eine moderne Migrationspolitik: Weltoffenheit und Ordnung vereinen

Einen Tag nach der Landesvertreterversammlung folgte am Sonntag der Landesparteitag der Freien Demokraten Baden-Württemberg. In Pforzheim wurde der Landesvorstand neu gewählt und das Präsidium bestätigt: Hans-Ulrich Rülke bleibt Landesvorsitzender (79,0 Prozent), flankiert von seinen Stellvertretern Pascal Kober, Gabriele Heise und Benjamin Strasser. Jochen Haußmann wurde mit 94 Prozent erneut zum Schatzmeister gewählt, Judith Skudelny bleibt Generalsekretärin (70,6 Prozent).

Neben den personallen Wahlen stand auch ein zentrales inhaltliches Signal im Mittelpunkt: Der Leitantrag „Vielfalt in Deutschland erhalten – Migration steuern und kontrollieren“ wurde beschlossen. Darin entwirft die FDP eine Migrationspolitik, die klare Regeln mit Weltoffenheit verbindet.