Kapitaldeckung ist der Gamechanger
Steigende Sozialversicherungsabgaben und Altersarmut trotz 45 Jahren Arbeit? Beim PKV-Jahrestreffen betont FDP-Chef Christian Dürr: Nur mit der kapitalgedeckten Altersvorsorge lässt sich die Rente zukunftssicher machen.

Der demografische Wandel zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Beim Jahrestreffen des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) machte FDP-Chef Christian Dürr die Dimension des Problems deutlich: „Bis 2030 verlieren wir 4 bis 6 Millionen Arbeitskräfte.“ Das entspreche der Bevölkerung von Berlin und Hamburg zusammen – ein massiver Rückgang an Erwerbstätigen. Deutschland ist das viertälteste Land der Welt.
Daraus ergibt sich eine klare Konsequenz: „Je weniger Erwerbstätige, desto größer die Belastung für die Aktiven“, so Dürr. Unsere Sozialsysteme seien für eine demografische Struktur konzipiert, die es längst nicht mehr gebe. Um das System im jetzigen Zustand auszugleichen, bräuchte es rein rechnerisch sieben Kinder pro Familie – eine unrealistische Zahl.
Die Aktienrente die ist Antwort auf den demografischen Wandel
Diese Schieflage müsse anerkannt werden. Es brauche konkrete Lösungen. Dabei reichten kleine Reformen nicht mehr aus: „Das wissen auch die Menschen.“ Für die FDP liegt die Lösung in der kapitalgestützten Altersvorsorge – sowohl im privaten als auch im gesetzlichen Bereich. „Wir werden in beiden Systemen darüber nachdenken müssen, viel, viel mehr in die Kapitaldeckung zu gehen“, bringt es Dürr auf den Punkt.
Die Freien Demokraten setzen bei ihrem Konzept der Aktienrente und kapitalgedeckten Altersvorsorge auf das langfristige Anlegen von Beiträgen am Kapitalmarkt. Nach 20 bis 30 Jahren Anlagedauer können dadurch stabile Erträge erwirtschaftet werden, die zur Entlastung des Systems beitragen.
Mit Mindestlohn fast eine Million fürs Alter ansparen
Dürr veranschaulicht dies mit einem konkreten Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang in Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, erhält heute eine gesetzliche Rente unterhalb des Niveaus der Grundsicherung – ein Zustand, den die FDP als ungerecht empfindet. Seine Frage lautet: „Wie wäre es, wenn dieser Arbeitnehmer gemeinsam mit dem Arbeitgeber die vollen 18,6 % Rentenbeitrag vollständig kapitalgedeckt anlegen könnte?“ Die Antwort: Der Betroffene würde mit einem Kapitalstock von fast einer Million Euro in den Ruhestand gehen.
Dürr kritisiert, dass in der Vergangenheit zu klein gedacht wurde. Neue Ideen seien oft vorschnell verworfen worden, statt ernsthaft daran zu arbeiten, wie sie funktionieren könnten. „Was alles möglich wäre, wenn man mutig ist“, so sein Appell.
Demografischer Wandel: Warum Kontrolle bei der Migration die Lösung ist
Wer über den demografischen Wandel spreche, müsse auch über Einwanderung sprechen, so Dürr. „Ohne eine andere Einwanderungs- und Migrationspolitik werden wir die demografischen Herausforderungen in Deutschland nicht meistern.“ Dabei sei es wichtig, illegale Migration konsequent zu kontrollieren – gleichzeitig aber auch gezielte Erwerbsmigration zu erleichtern. „Es muss leichter sein, nach Deutschland zu kommen, um zu arbeiten – und schwerer, zu kommen, ohne arbeiten zu wollen“, so Dürr. Derzeit sei das Verhältnis verkehrt: Auf einen arbeitenden Einwanderer kämen drei Asylbewerber. In anderen Ländern wie etwa Schweden oder den Niederlanden sei es genau andersherum.
„Wer heute nicht konkret wird, verliert die Mehrheit von morgen“
Dürr ist überzeugt: Die Mehrheit der Deutschen sei „absolut weltoffen“. Doch viele ärgerten sich über die Unfähigkeit, Einwanderung gezielt zu steuern. Möglich sei das alles im Rahmen des europäischen Rechts. „Wir müssen das System vom Kopf auf die Füße stellen“, fordert er.
Zum Ende seiner Rede wird Dürr grundsätzlich: „Der Auftrag an alle demokratischen Parteien lautet: neue Antworten liefern.“ Denn wenn die politische Mitte keine Lösungen biete, wendeten sich die Menschen verstärkt den radikalen Rändern zu. Er sehe es als seine politische Pflicht, konkrete Antworten zu geben und Vertrauen zurückzugewinnen. „Wer heute nicht konkret wird, verliert die demokratische Mehrheit von morgen.“ Deutschland habe enormes Potenzial – aber dieses zu nutzen, erfordere Mut.