Wissing-Ticket modernisiert den ÖPNV

In einem aktuellen Interview sprach Bundesverkehrsminister Volker Wissing über die gewaltigen Aufgaben seines Minsteriums. Das geplante Wissing-Ticket sei dabei ein wichtiger Schritt für den Modernisierungsschub in Deutschland.

Volker Wissing
Für Volker Wissing ist klar: „Wir müssen den Verkehrssektor bis 2045 klimaneutral machen und dabei mobil bleiben. Dieses Ziel erreicht man dadurch, dass man etwas tut.“ © Basti Wöhl/BMDV

Das zeitlich begrenzte 9-Euro-Ticket hat etwas ausgelöst, das vorige Regierungen nicht ausreichend im Blick hatten: wie attraktiv ein digitales und bundesweit geltendes, bürokratiearmes Angebot für den ÖPNV ist. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat nun dafür gesorgt, dass der Weg frei ist für ein einfaches, deutschlandweit gültiges, papierloses Ticket:  Die Verkehrsminister von Bund und Ländern streben ein bundesweit nutzbares Nahverkehrsticket für 49 Euro im Monat als Nachfolger des beliebten 9-Euro-Tickets aus dem Sommer an.

Für Wissing ist das Ticket ein wichtiger Schritt für den Modernisierungsschub in Deutschland. „Wir müssen den Verkehrssektor bis 2045 klimaneutral machen und dabei mobil bleiben. Dieses Ziel erreicht man dadurch, dass man etwas tut.“ Dazu brauche es attraktive Angebote, wie unkomplizierte und einfache Tickets statt einem Tarifdschungel, passgenaue Streckenangebote, Modernisierung der Bahn und Planungsbeschleunigung bei Verkehrsinfrastrukturprojekten.

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Es geht darum, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen

Zudem betonte Wissing im Interview mit „t-Online“, dass es bei der vorgesehenen „papierlosen“ Form des Tickets nicht darum gehe, „dass ein Smartphone die Voraussetzung ist, um den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Es gibt zum Beispiel auch Fahrausweise im Scheckkartenformat, die digital lesbar sind.“ Doch das mit dem Nadeldrucker ausgedruckte Papierticket sei nicht die Zukunft. Denn dieses liefere keine Daten, mit denen der Öffentliche Personennahverkehr verbessert werden könne. „Wir brauchen keine personenbezogenen Daten, aber Informationen darüber, wie Strecken genutzt werden. Nur dann können wir auch das Angebot passgenau gestalten.“

Wissing äußerte sich auch zur erwarteten Nachfrage: „Es gibt Marktanalysen, die nahelegen, dass die Hälfte derjenigen, die ein 9-Euro-Ticket gekauft haben, auch ein Ticket für 49 Euro kaufen würden.“ Es solle bewusst als Abonnement angelegt werden, damit man sich nicht jeden Monat neu für ein Ticket entscheiden müsse. Man solle das Abo aber jederzeit zum Monatsende kündigen können.

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Wir müssen Verkehrsmittel stärker vernetzt denken

Für den Minister ist das Wissing-Ticket vor allem ein Ticket für den ländlichen Raum. Denn: „In den Städten sind die Tickets heute schon günstiger als auf dem Land. Ein Einzelticket kostet auf dem Land schnell mehr als zehn Euro, ein Monatsticket auch mal 300 Euro. Und damit kann man dann zum Beispiel wegen der Tarifzonen nur zur Arbeit fahren, in der Freizeit aber nicht auch andere Strecken nutzen.“ Mit dem geplanten Ticket soll dem ein Ende gesetzt werden.

Wissing warb dafür, Verkehrsmittel stärker zu vernetzen. „Es geht nicht um ‚Entweder Auto oder ÖPNV‘, sondern um beides.“ So könne man per Auto oder E-Bike zum nächsten Bahnhof fahren und dort in den Zug in die Stadt steigen. „Ich möchte den Leuten nicht verbieten, mit dem Auto zu fahren, und sie auch nicht zwingen, den Zug zu nutzen.“ Es gelte, Möglichkeiten zu Nutzung des ÖPNV deutlich zu vereinfachen und ihn damit attraktiver zu machen. Dazu brauche es auch an viel mehr Bahnhöfen Fahrradparkhäuser. „Und die müssen digital buchbar sein. Es bringt ja niemandem etwas, wenn er ankommt und keinen sicheren, geschützten Stellplatz für sein E-Bike hat“, so der Minister.

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Planungsbeschleunigung ist möglich

Wissing kündigte darüber hinaus an, dass im Schienennetz wichtige Strecken künftig generalsaniert werden sollen. Denn: „Eines der größten Probleme in der Vergangenheit war, dass an Strecken gebaut wurde, während sie noch genutzt wurden. Das ändern wir nun: In den nächsten Jahren sperren wir nacheinander die wichtigsten Korridore für jeweils ein paar Monate, um sie nicht nur grundlegend zu sanieren, sondern gleichzeitig auch zu modernisieren – so vermeiden wir Baustellenchaos.“

Auch vom schnellen Bau der LNG-Terminals könne man lernen, dass Planungsbeschleunigung möglich ist. „Wir ziehen auch bereits konkrete Schlüsse: Bestimmte Planungsphasen werden auch bei Verkehrsinfrastrukturprojekten deutlich verkürzt. Damit sparen wir zum Beispiel im Bereich der Schiene zum Teil mehrere Jahre ein. Die heutige Ausnahme soll also der künftige Normalfall werden.“

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Tempo bei der Digitalisierung

Mehr Tempo brauche es laut Wissing auch bei der Digitalisierung. „In den vergangenen Jahren wurde viel geredet, dass sich endlich etwas tun muss. Aber die Basis dafür wurde nicht geschaffen“, monierte der Minister. „Für eine erfolgreiche Digitalisierung braucht es einheitliche Standards“, wie beispielsweise bei der bundesweiten digitalen Identität, die Voraussetzung für die Nutzung vieler Verwaltungsdienstleistungen online ist. „Wenn jedes Bundesland eine eigene definiert und der Bund auch noch eine, gibt es 17 verschiedene. Dann wird das nichts.“

Den elektronischen Personalausweis gebe es zwar bereits jetzt, werde jedoch noch zu wenig genutzt. Deshalb arbeite das Digitalministerium daran, „die digitale Identität für alle einfacher zu machen und auf das Smartphone zu holen.“ Wichtig sei dabei jedoch auch, dass nicht dauerhaft in der Verwaltung digital und analog parallel gearbeitet werden kann. Denn: „Ineffiziente Doppelstrukturen passen nicht zu einem modernen Deutschland.“

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Flächendeckender Glasfaserausbau bis 2030

Auch beim Glasfaserbau und Funknetz soll Deutschland bis 2030 flächendeckend versorgt sein. Ziel ist es, dass „überall dort, wo Menschen sich bewegen, leben und arbeiten, auch 5G gibt“, unterstrich Wissing. Beim Mobilfunknetz sei es bereits deutlich weniger geworden. „Nur noch 3,6 Prozent der Fläche Deutschlands sind weiße Flecken, wo es also keinen Mobilfunkempfang gibt. Diese Lücken werden geschlossen, vor allem durch eigenwirtschaftlichen Ausbau und Versorgungsauflagen.“ Die Mobilfunkförderung des Bundes werde den Ausbau dort, wo es für die Unternehmen nicht wirtschaftlich ist, unterstützen.