Wir brauchen ein neues Betriebssystem
„Untermutig“ – so lautet die Diagnose von Nicole Büttner für Deutschland. Egal ob bei Rente, Technologie oder Bildung: Die FDP-Generalsekretärin fordert mehr mutige Reformen und neues Vertrauen in die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.

Nicole Büttner, Generalsekretärin der Freien Demokraten, beschreibt Deutschland mit einem einzigen Wort: „untermutig“. Ein Begriff, der zwar nicht im Duden steht, für sie aber den aktuellen Zustand treffend beschreibt. Was Deutschland aus ihrer Sicht brauche, sei Mut. Es gehe darum, mit mehr Selbstvertrauen in die Zukunft zu blicken und „nicht mit Furcht darauf zu schauen“. Dabei müsse man sich bewusst machen, welche Chancen es gibt und wie man diese „verwandeln kann – für uns, für die Menschen in unserem Land, für die Firmen, für uns als Gesellschaft“.
Für Büttner steht fest: Es braucht an vielen Stellen ein neues Betriebssystem. Viele unserer Strukturen stammten noch aus der Zeit des Übergangs vom Agrar- ins Industriezeitalter. Jetzt aber stünden wir mitten im nächsten Wandel: vom Industrie- ins Digitalzeitalter. „Ich und viele andere habe das Gefühl, da passt vieles einfach nicht mehr“, sagt sie.
Neustart für die Rente: Warum wir jetzt die Aktienrente brauchen
Besonders frustrierend sei: Die Probleme sind nicht neu. Jeder wisse, wo es klemmt. Doch das Gefühl, etwas verändern zu können, fehle oft. Genau das will sie nicht hinnehmen. „Das ist doch alles menschengemacht und kann deshalb auch wieder verändert werden.“ Die Freien Demokraten sind überzeugt: Es braucht ganz neue Lösungen.
Ein Beispiel ist für Büttner die Rente. „Wenn wir uns das finanzmathematisch anschauen, wissen wir: Das ganze System ist am Ende.“ Die FDP fordert deshalb einen grundlegenden Neustart mit der Einführung einer Aktienrente. Dazu gehöre Mut, nochmal ganz neu zu denken, so Büttner, aber sie spüre, dass gerade junge Menschen offen sind für die Chancen des Kapitalmarkts.
Politik trifft KI bei der FDP
Auch in der Politik selbst will Büttner stärker auf neue Technologien setzen – dabei aber immer mit dem Menschen im Mittelpunkt. „Ich möchte Technologie nicht um ihrer selbst willen voranbringen“, betont sie, „ich mag Menschen.“ Technologie solle den Menschen helfen.
Die Freien Demokraten nutzen zum Beispiel Künstliche Intelligenz schon heute, um näher an den Alltagsthemen der Bürgerinnen und Bürger zu sein. Natürlich könne sich kein Politiker mit allen Menschen persönlich austauschen, sagt Büttner. Aber KI helfe dabei, Anliegen aufzunehmen und auszuwerten. „Wir setzen jetzt zum Beispiel KI ein, auch um viel mehr Gespräche auch mit Mitgliedern zu haben.“
„Bildung muss wieder sozialer Fahrstuhl sein“
Ein weiteres zentrales Thema für Büttner: Bildung. „Das Bildungssystem muss eigentlich unser sozialer Fahrstuhl sein.“ Doch davon kann aktuell keine Rede sein. Die Missstände seien seit Jahren bekannt. In Deutschland hängt der Bildungserfolg noch immer stark vom Elternhaus, vom Wohnort und vom sozialen Hintergrund ab. Die Freien Demokraten wollen, dass jedes Kind die gleichen Möglichkeiten hat und sein Potenzial voll ausschöpfen kann.
Büttner formuliert es klar: „Wir wollen, dass Leute wieder dran glauben, dass ihre Kinder in der Schule, die bei ihnen in der Nähe ist, die beste Bildung erfahren.“ Und nicht, wie derzeit, ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Mindestanforderungen gar nicht mehr erfülle. In sozial schwachen Stadtvierteln könne teilweise nicht einmal mehr die Basis gelegt werden, kritisiert Büttner. Das sei kein echtes Aufstiegsversprechen und müsse sich ändern.
Die FDP-Generalsekretärin wünscht sich „mehr Beinfreiheit“ für Menschen, die ihr Potenzial entfalten wollen. Der Staat müsse aufhören, ihnen Steine in den Weg zu legen, und stattdessen auf diesem Weg unterstützen. „Wir haben ganz tolle Köpfe hier. Wir haben Spitzenforschung, Spitzentalente – und aus dem müssen wir wieder alles rausholen.“