Der Fokus muss darauf liegen, wo jemand hin will

In einem aktuellen Interview mit „Focus“ sprach der FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai über seinen Werdegang, Einwanderungspolitik, Integration und den Umgang mit autokratischen Systemen.

Bijan Djir-Sarai
Bijan Djir-Sarai sprach in einem Interview über seinen Werdegang, Integration und den Umgang mit autokratischen Systemen.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sprach in einem Interview mit „Focus“ über seinen persönlichen Werdegang und über seine Positionen zu den Themen Einwanderung und Integration. Djir-Sarai machte deutlich: „Wir als FDP wollen eine moderne Einwanderungspolitik mit klaren Leitplanken, die sich an Realitäten orientiert.“ Auch angesichts des sich ausweitenden Fachkräftemangels brauche es eine moderne Einwanderungspolitik. Denn: „Deutschland ist ein Einwanderungsland.“

Gleichzeitig fordert der FDP-Generalsekretär eine härtere Linie gegenüber Autokraten, „egal ob in Russland, China oder dem Iran.“ Besonders gegenüber Putin, der bereits seit vielen Jahren seine Grenzen ausgetestet habe, empfand Djir-Sarai die deutsche Politik oft als beschämend naiv. „Meine große Hoffnung ist, dass die Ereignisse nun wenigstens dazu führen, dass diese Arglosigkeit endet.“

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Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder

Der gebürtige Iraner kam als allein reisender Elfjähriger nach Deutschland. Seine Eltern schickten ihn 1987 zu seinem Onkel nach Grevenbroich, um ihn vor dem Krieg in Sicherheit zu bringen. Für Bijan Djir-Sarai war dies eine riesengroße Chance, „die viele Kinder im Iran, viele meiner eigenen Familienmitglieder nicht hatten. Ich durfte ein neues Leben anfangen und habe mir gesagt: ‚Mach was draus!‘“ 1996 wurde er FDP-Mitglied und heute ist er Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär der Freien Demokraten.

Aufgrund seiner eigenen Erfahrung betont Djir-Sarai die Wichtigkeit an Vorbildern für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. „Jeden Tag spürt man ja die Barrieren, mit denen man konfrontiert ist, wenn man ein bestimmtes Aussehen hat oder einen außergewöhnlichen Namen trägt. Daher ist es wichtig, zu Menschen aufschauen zu können, die es trotz dieser Barrieren geschafft haben.“

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Chancengleichheit von Kindesbeinen an

Ein weiterer wichtiger Schlüssel für erfolgreiche Integration ist für den FDP-Politiker daher auch die Bildung und das Erlernen der Sprache. Für ihn ist klar: Es muss egal sein, woher jemand kommt. Der Fokus müsse darauf liegen, wo jemand hin will. Daher ist für Djir-Sarai das liberale Aufstiegsversprechen ein wichtiges Anliegen. „Der Schlüssel dafür ist Chancengleichheit von Kindesbeinen an.“

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Härtere Linie gegenüber autokratischen Systemen

Auch über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine äußerte sich Djir-Sarai im Gespräch mit dem „Focus“. „Menschen, die wie ich in einem System der Unfreiheit aufgewachsen sind, haben einen besonderen Sinn dafür, ab wann Freiheit gefährdet ist.“ Der FDP-Generalsekretär fordert schon seit einigen Jahren eine härtere Linie gegenüber Autokraten, „egal ob in Russland, China oder dem Iran.“ Denn Putin teste schon seit vielen Jahren seine Grenzen aus. „Da habe ich die deutsche Politik oft als beschämend naiv empfunden. Meine große Hoffnung ist, dass die Ereignisse nun wenigstens dazu führen, dass diese Arglosigkeit endet.“

Autokratischen Systemen müsse Deutschland in Zukunft stärker die Stirn bieten, „wenn wir unsere Werte verteidigen wollen.“ Der FDP-Außenpolitiker mahnt: „Die Vorstellung, die man lange hatte – Dialog, noch mehr Dialog, Wandel durch Handel – funktioniert nicht. Auch das chinesische System denkt nicht daran, unsere Werte zu übernehmen.“ Denn autokratische Regierungen seien Feinde des westlichen Systems, dessen Werte und Freiheit. „Sie werden immer ausschließlich ihre eigenen Interessen verfolgen – mit aller Härte, wenn es sein muss.“