Antragsbuch für den 74. Ordentlichen Bundesparteitag

BFA Gesundheit

Fachkräftemangel bei den Heilmittelerbringern verhindern – Zugang und Durchlässigkeit in diesen Berufen erhalten

Fachkräftemangel bei den Heilmittelerbringern verhindern – Zugang und Durchlässigkeit in diesen Berufen erhalten

  • Der Zugang zur Ausbildung in den Heilmittelberufen soll auch weiterhin niederschwellig bleiben. Hierzu soll es auch weiterhin möglich sein, dass Interessenten mit mittleren Berufsabschlüssen Heilmittelberufe ohne Zugangshürden ergreifen können. Eine sogenannte „Vollakademisierung“ dieser Berufe lehnen wir ab, damit diese Berufe für alle Schulabgänger offenbleiben. Dort, wo Heilmittelerbringer in Ausbildung keine Ausbildungsvergütung erhalten, schließen wir Regelungslücken, denn vollzeitschulische Ausbildung muss vergütet und frei von Schulgeld sein.
  • Lehre und universitäre Forschung müssen für Heilmittelerbringer im Zuge einer „Teilakademisierung“ eigenständig ermöglicht werden. Die Heilmittelerbringer sollen die Möglichkeit haben, über entsprechende weiterführende (Fach-)Hochschulausbildungen im Bereich Lehre und universitäre Forschung tätig zu werden. So kann auch die Ausbildung der benötigten eigenen Nachwuchskräfte organisiert und gefördert werden. Ebenso muss es möglich sein, dass Quereinsteiger mit Qualifikationen aus anderen medizinischen Berufen einen niederschwelligen Zugang zu den Heilmittelberufen finden und Ihnen auch eine verkürzte Ausbildung in diesem Bereich ermöglicht wird. Entsprechende vorhandene Qualifikationen müssen bei der Ausbildung angerechnet werden.
  • Menschen mit körperlichen Einschränkungen, insbesondere mit eingeschränktem Sehpotential, muss der Zugang zu den Heilmittelberufen erhalten bleiben. Die entsprechende Förderung der Ausbildung muss gesichert werden.

Begründung

Nach Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2019 besteht in 14 von 16 Bundesländern akuter Fachkräftemangel in den Heilmittelberufen wie Physio- und Ergotherapeuten, Podologen, Logopäden aber auch Diätassistenten und Ökotrophologen. Damit stehen die Zeichen in diesen Berufen bereits heute auf dunkelrot. Lange Wartezeiten auf notwendige Behandlungen sind bereits heute die Regel. Eine adäquate zeitnahe Behandlung nach Unfällen und schweren Erkrankungen ist bereits heute in manchen Fällen nicht darstellbar, sodass es dadurch auch zu vermeidbaren Defektheilungen kommt. Der Wille, sich in eigener Praxis selbständig zu machen, sinkt auch in diesen Bereichen aufgrund finanzieller Risiken beständig ab.

Die sinkende Attraktivität der Heilmittelberufe muss wieder erhöht und das Interesse für eine Tätigkeit in einem Heilmittelberuf geweckt werden. Dies geschieht allerdings nicht dadurch, dass die Zugangshürden zur Ausbildung nochmals erhöht werden und nur noch Absolventen mit Hochschulabschluss zugänglich sind. Im Gegenteil wird diese Maßnahme dazu führen, dass es noch weniger Interessenten für diese Berufe gibt.

Wir Freie Demokraten glauben an ein gesellschaftliches Aufstiegsversprechen und daran, dass der Mensch mit entsprechenden Anstrengungen und mit Leistungswillen im Leben durch Weiterbildung und lebenslanges Lernen vorankommen kann. Hierzu gehört auch, dass es möglich sein muss, im Zuge der Weiterbildung akademische Abschlüsse zu erreichen, wenn das gewünscht ist.

Den Angehörigen eines Heilmittelberufs muss es möglich sein, den eigenen Nachwuchs auszubilden, sodass hierdurch entsprechende Aufstiegsmöglichkeiten aufgezeigt und genügend Lehrpersonal und Forschende ausgebildet werden können.

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