Wehrdienst-Lotto ist schlechteste Lösung

Die schwarz-rote Koalition hat einen Kompromiss zum Wehrdienst gefunden und stellt dabei politisches Kalkül über pragmatische Lösungen. Die Freien Demokraten üben scharfe Kritik am geplanten Losverfahren.

Bundeswehr, Soldat
Die Freien Demokraten setzen beim Wehrdienst auf Anreize, statt Losverfahren und Zwang.

Union und SPD haben sich auf neue Regeln für den Wehrdienst verständigt. Ein Losverfahren soll künftig entscheiden, wer zur Musterung eingeladen wird – mit möglicher Verpflichtung zum Dienst, wenn es an Freiwilligen mangelt. Der Kompromiss sieht vor, dass unter den jungen Männern, die einen verpflichtenden Fragebogen zur Dienstbereitschaft ausgefüllt haben, eine Auswahl per Losverfahren getroffen wird. Die Ausgelosten sollen anschließend gemustert und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden. Falls sich nicht genug Freiwillige finden, sollen die Ausgelosten im Anschluss zu einem mindestens sechsmonatigen Wehrdienst verpflichtet werden.

FDP-Chef Christian Dürr bezeichnet diese Vorgehensweise als „absurd“. Sein Resümee: „Das Los entscheidet jetzt also über die Zukunft der jungen Generation. Mehr fällt der Bundesregierung nicht ein.“ „Sicherheit per Zufallsprinzip? Ein Losverfahren bei der Bundeswehr ist wirklich die schlechteste Lösung“, kommentiert auch FDP-Vize Henning Höne. Er warnt vor negativen Konsequenzen für die Moral in der Truppe: „Man zieht Männer zur Musterung, die sich ärgern werden, dass sie gelost wurden – damit kriegen wir weder die Motiviertesten noch die Besten.“

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Freiwilligkeit statt Zwang

Für die Freien Demokraten ist klar: Zwang und die Rückkehr zu Wehrdienstmethoden von gestern führen nicht zu einer zukunftsfähigen Bundeswehr. Stattdessen müsste die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver werden und so junge Menschen vom Wehrdienst überzeugen. Aus Dürrs Sicht geht es um konkrete Schritte, die unmittelbar spürbare Anreize setzen. 

So schlägt Dürr beispielsweise die Übernahme der Führerscheinkosten für jeden vor, der sich freiwillig zum Wehrdienst meldet. Mit diesem Vorschlag rückt er die Vorteile für Freiwillige in den Mittelpunkt. Ein Führerschein sei für viele ein wichtiges Gut, das auch über die Zeit bei der Bundeswehr hinaus von Wert bleibe. Womit ein direkter Anreiz geschaffen werden könne, den Dienst in der Truppe als persönliche Chance zu begreifen. 

FDP will eine hochprofessionelle Hightech-Armee

Für die Freien Demokraten steht fest: Keine Rückkehr zu Strukturen aus der Vergangenheit, sondern konsequente Ausrichtung auf die Zukunft. Christian Dürr macht unmissverständlich klar, dass nur eine „hochprofessionelle Hightech-Armee“ den sicherheitspolitischen Anforderungen unserer Zeit gerecht werden könne. Dafür braucht es keine Wehrpflicht, sondern eine moderne und attraktive Bundeswehr, die mit konkreten Vorteilen und klarer Information junge Menschen für sich gewinnt.

Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Europäischen Parlaments, schließt sich den Forderungen von Christian Dürr an und erteilt den Rufen nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht eine klare Absage. „Forderungen nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht sind realitätsfern“, stellt Strack-Zimmermann klar. Es fehle an Kasernen, Ausbildern und Material. Der Aufbau dieser Infrastruktur würde Milliarden kosten, die jedoch für moderne Waffensysteme und die Cyberabwehr benötigt werden würde. Stattdessen fordert sie eine Stärkung der Reserve durch eine systematische Erfassung, flexiblere Altersgrenzen und mehr Dienstübungen. Zudem müsse die Rekrutierung entbürokratisiert und die Vereinbarkeit von Dienst und Beruf verbessert werden. 

Wichtig sei auch, wie Dürr bereits betonte, die Attraktivität einer Karriere bei der Bundeswehr zu steigern, unter anderem durch Informationsangeboten an Schulen. Entscheidend sei darüber hinaus eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung. So unterstreicht Strack-Zimmermann final: „Deutschland muss den Frauen und Männern in Uniform den Respekt entgegenbringen, den sie verdienen. Denn als Garant unserer Freiheit, Sicherheit und Demokratie gehört die Bundeswehr in die Mitte der Gesellschaft“. 

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