Klimaschutz ohne Verbotspolitik

Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärt im Interview mit der Stuttgarter Zeitung die Vorteile des Deutschland-Tickets und wie Deutschland die Klimaziele 2030 im Verkehr erreichen wird.

Infrastruktur: Bahnhof mit Zug
Bundesverkehrsminister Wissing ist überzeugt: "Die Einhaltung der Klimaziele wird uns nicht durch Zwang, Verbote und Verzicht gelingen. Wir müssen den Menschen gute, attraktive Angebote machen, die sie überzeugen."

Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, betonte im Interview mit der Stuttgarter Zeitung, wie wichtig es ist, beim Klimaschutz die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger mitzudenken. Nur so könnten nachhaltige Ergebnisse erzielt werden. „Wir müssen den Menschen gute, attraktive Angebote machen, die sie überzeugen”, sagte Wissing. Ein Teil dieses Angebots müsse ein attraktiver ÖPNV sein. Das „Wissing-Ticket“ für 49 Euro pro Monat als Nachfolger des 9-Euro-Tickets schaffe ein solches Angebot, indem es digital buchbar, monatlich kündbar und deutschlandweit gelten werde.

Deutschlandticket als Nachfolger des erfolgreichen 9-Euro-Tickets

„Mit dem 9-Euro-Ticket haben wir gezeigt, dass man mit einem einfachen Preis und einer unkomplizierten Nutzung, 20 Prozent mehr Fahrgäste für ÖPNV begeistern kann. Mit dem Deutschlandticket knüpfen wir daran an“, erklärte Wissing. Bezahlt werde das neue 49-Euro-Ticket von Bund und Ländern jeweils zur Hälfte. „Das Ticket gilt für eine Person im monatlich kündbaren Abo. Fragen wie die Fahrradmitnahme müssen die Länder klären. Jedes Bundesland ist frei, das 49-Euro-Ticket aus eigenen Mitteln zusätzlich zu gestalten“, gab der Verkehrsminister zu bedenken.

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Übergangsmöglichkeiten zwischen Verkehrsträgern verbessern

Laut Wissing sei der Fachkräftemangel mit dafür verantwortlich, dass beispielsweise Busse noch nicht überall in einem Takt fahren. Er ist überzeugt: „Es ist zudem eine Utopie zu glauben, dass wir den Menschen überall ein so umfangreiches ÖPNV-Angebot anbieten können wie in Berlin-Mitte. Trotzdem kann man auch heute im ländlichen Raum den ÖPNV gut nutzen, indem man mit dem E-Bike oder dem Auto zum nächsten Knotenbahnhof fährt. Dort findet man gut getaktete und attraktive Verbindungen.“ Woran es noch fehle, seien gute Übergangsmöglichkeiten zwischen den unterschiedlichen Verkehrsträgern – etwa vom Rad auf die Bahn.

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Mobilitätsmix für mehr gesellschaftliche Teilhabe und Freiheit

Der Bundesverkehrsminister will die Infrastruktur anpassen und zum Beispiel mehr Fahrradparkhäuser bauen, in denen die Stellplätze digital vorbuchbar sind. Chancen würden auch digitale On-Demand-Verkehre und telegesteuertes Carsharing bieten, das bereits in vielen Städten den ÖPNV ergänzen würde. Wissing meint: „Das ist auch im ländlichen Raum denkbar. Statt der immer gleichen Rufe nach mehr Geld und mehr Personal brauchen wir einen funktionierenden Mobilitätsmix. Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Teilhabe und der Freiheit, dass wir gemeinsam für diese Möglichkeiten sorgen.“

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Klimaschutz ohne Zwang, Verbote und Verzicht

Volker Wissing setzt sich für die Einhaltung der Klimaziele bis 2030 im Verkehrssektor ein. Sein Ziel: „Ich möchte so schnell wie möglich so viel Klimaschutz wie möglich erreichen, ohne dabei die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger zurückzudrängen und ohne Logistik und Lieferketten zu gefährden.“ Er ist überzeugt: Die Einhaltung der Klimaziele werde uns nicht mit Zwang, Verboten und Verzicht gelingen. Wissing gab zu bedenken, dass Eingriffe in die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger, Eingriffe in deren Möglichkeiten zur Teilhabe seien. „Mobilität ist weit mehr als von A nach B zu kommen. Mobilität steht für den Besuch von Freunden und Familie, den Weg zur Arbeit oder zu kulturellen Veranstaltungen. Mobil sein zu können, heißt teilhaben und sich selbst entfalten zu können. Diese Möglichkeiten einschränken zu wollen, kann kein Ziel guter Politik sein.“

Bessere Angebote für klimafreundliche Mobilität

„Wir müssen den Menschen gute, attraktive Angebote machen, die sie überzeugen. Mit dem Deutschlandticket ermöglichen wir mehr Mobilität, statt sie einzuschränken. Wenn die Menschen darin einen Fortschritt, einen Mehrwert erkennen und durch einen Umstieg auf den ÖPNV zum Klimaschutz beitragen, werden wir auch die Klimaziele erreichen“, so Wissing. Der Weg zu einer klimafreundlicheren Mobilität gelinge über bessere Angebote nicht über mehr Verbote.