Das neue Team will mit Inhalten überzeugen

Auf dem Bundesparteitag hat sich die FDP personell und inhaltlich neu aufgestellt. Für die neue Spitze ist klar: Es geht nicht nur darum, was die FDP braucht – sondern vor allem darum, was Deutschland jetzt braucht.

Dürr mit dem Präsidium.
Das neue Team will nicht nur die FDP erneuern, sondern mit mutigen Reformen Antworten auf die Fragen der Zeit geben. © James Zabel

Vergangenen Freitag und Samstag haben sich die Freien Demokraten neu aufgestellt. Das frisch gewählte Personal an der Spitze der Partei ordnet im Gespräch mit Phoenix die neuen Herausforderungen und Chancen ein. Dabei wird deutlich: Die neue FDP-Spitze will nicht nur reden, sondern liefern – mit einem Team, das vielseitiger kaum sein könnte. 

Bundesvorsitzender Christian Dürr sieht die FDP in einer zentralen Rolle: „Ich glaube, dass die Freien Demokraten gerade in so einer Phase, wo wir Polarisierung haben, mit mutiger Politik, mit mutigen Reformvorschlägen einen Beitrag leisten können.“ Für ihn ist klar: Wenn politische Reformen ausbleiben, profitieren die Extreme. „Weil die Menschen das Gefühl haben, die Mitte macht nichts mehr, die sitzen da, und es passiert nichts.“ Deshalb schlägt Dürr ein Grundsatzprogramm vor, das zentrale gesellschaftliche Fragen aufgreift und konkrete Lösungen anbietet – etwa zur Bildungspolitik oder zur Entlastung junger Familien: „Da ist ganz viel drin.“ Auch nach der Wahlniederlage bleibt Dürr kämpferisch: „Wenn man hinfällt, dann muss man aufstehen. Liegenbleiben ist für mich nie eine Option gewesen im Leben.“

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Zwischen Frust und Fortschritt – was junge Menschen jetzt brauchen

Nicole Büttner, neue Generalsekretärin und Unternehmerin mit digitalem Hintergrund, steht für ein klares Bekenntnis zu wirtschaftlicher Erneuerung, technologischer Modernisierung und offener Zusammenarbeit. „Wir sind die einzige marktwirtschaftliche Alternative, die es gerade noch in Deutschland gibt“, sagt sie. Die FDP sei die politische Kraft, „die sich noch dafür einsetzt, dass nachhaltig gewirtschaftet wird, die sich dafür einsetzen, dass wirklich Konzepte für eine strategische industrielle Erneuerung kommen, dass wir wirklich technologisch Fortschritt begleiten und gestalten“. Die neue Generalsekretärin weiß, wovon sie spricht – sie ist Gründerin und CEO von Merantix Momentum, einer auf KI spezialisierten IT-Firma, sowie im Management der Merantix AG, einem führenden KI-Venture-Studio. Büttner will „Brücken bauen und vernetzen“, parteitaktische Manöver liegen ihr fern. „Und deswegen möchten wir in der Sache überzeugen, Lösungen anbieten und die dann auch liefern.“ Dabei setzte sie auf die Beteiligung aller Mitglieder – ebenso wie auf Fachwissen von außen und den Dialog mit der Zivilgesellschaft.

Auch Svenja Hahn, frisch gewählte stellvertretende Parteivorsitzende und Präsidentin der europäischen ALDE-Partei, fordert eine inhaltliche Neuausrichtung. Der Partei habe zuletzt die eigene Vision gefehlt: „Wir waren sehr in der Tagespolitik drin, aber wir haben es nicht geschafft, Menschen zu zeigen: Wie kann das Land eigentlich aussehen mit der Kraft der FDP?“ Sie habe „richtig Lust darauf“, die Partei zu modernisieren und voranzutreiben. Was sie besonders beschäftigt: dass junge Menschen der FDP zuletzt keine Zukunft mehr zugetraut haben. „Das treibt mich um.“ Zugleich warnt sie vor extremistischen Tendenzen – ob durch Viktor Orbán in Europa oder durch AfD und Linkspartei im Inland. Ihre Konsequenz: „Freiheitliche Gedanken müssen verteidigt werden.“ Die FDP stehe für ein Freiheitsversprechen: „Freisein von einem Staat, der dich überwacht. Es ist aber auch ein Staat, der Chancen schafft, der eine starke Wirtschaft schafft, damit du dich selber entfalten kannst. Für mich ist das Freiheitsnarrativ. Jeder Mensch kann Held seines eigenen Lebens werden.“ Für Hahn gehören gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Liberalismus untrennbar zusammen. 

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Für eine Politik, die Aufstieg wieder möglich macht

Henning Höne, ebenfalls stellvertretender Parteivorsitzender, sieht die Stärke der FDP darin, „in großen, langen Linien nach vorne hin zu denken“. Ein neues Grundsatzprogramm solle dabei helfen, die liberalen Grundwerte an die Realität der Gegenwart anzupassen – ohne sie aufzugeben. „Es geht nicht um die Neuerfindung des Liberalismus, sondern um den Versuch, den Kompass, unsere inneren Werte auf die heutige Zeit zu legen.“ Gerade die Themen Bildung und Aufstieg liegen ihm besonders am Herzen: „Die Liberalen müssen immer auch für ein Aufstiegsversprechen stehen, und das ist in Deutschland an vielen Stellen nicht gegeben, weil Bildungserfolg zu sehr vom Elternhaus abhängt. Das ist ungerecht. Das ist nicht leistungsgerecht.“ Seine Erfahrung aus der Landespolitik will Höne nun in der außerparlamentarischen Opposition einbringen. Jetzt werde es auf die Landesverbände ankommen, sagt Höne – denn mit den anstehenden Kommunal- und Landtagswahlen beginne die Vorbereitung für die Rückkehr in den Bundestag.

Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen und Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, fordert eine kritische Aufarbeitung des Wahlergebnisses. „Gerade wenn man aus dem Bundestag rausgeflogen ist und nicht wieder reingewählt wurde, dann gibt es natürlich viel Redebedarf“, sagt sie. Die FDP habe sich im Wahlkampf zu stark auf Wirtschaftsthemen konzentriert. Viele junge Menschen fühlten sich davon nicht angesprochen. Diese wollten eben auch einen modernen, funktionierenden Staat, „die wollen, dass man darüber spricht, wie wir ins nächste Jahrhundert kommen, wie man Technologie in Deutschland fördern kann.“ Auch müsse die FDP noch mehr Frauen erreichen. Inhaltlich und personell breiter aufgestellt zu sein – das sei nun entscheidend: „Dass wir eben wettbewerbsliebende, freiheitsliebende, offene, weltoffene, tolerante Menschen auch ansprechen mit unseren Inhalten, mit unserer Partei.“ Und das müsse insbesondere auch über Social Media geschehen.

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Es geht darum einen positiven Beitrag für das Land zu leisten

Für Konstantin Kuhle, Mitglied im Bundesvorstand, geht es nicht um die „Rettung der FDP“, sondern darum, „einen positiven Beitrag für das Land zu leisten“. Die derzeitige wirtschaftliche Krise erfordere tiefgreifende Reformen – bei Wirtschaft, Staat und Digitalisierung. Friedrich Merz versuche allerdings, sich „über die nächsten vier Jahre mit Außenpolitik über Wasser zu halten“. „Und die Innenpolitik überlässt er anderen. Das wird nicht gehen.“ Kuhle kündigt an: Hier werde die FDP Ideen ausformulieren, mit eigenen Vorschlägen Debatten eröffnen. Dabei wird es nicht um die Partei gehen, sondern „um das Land und um konkrete Vorschläge für die Menschen“. 

In Christian Dürr sieht Kuhle „genau den Richtigen“ für den Parteivorsitz, weil er „für Erfahrung in unterschiedlichen Konstellationen“ stehe. Gleichzeitig stehe Dürr für eine konstruktive Rethorik: „Man muss zwar laut sein, aber man sollte immer darauf achten, dass man mit plakativen Äußerungen oder schriller, provokativer Rhetorik nicht mehr Menschen verschreckt als gewinnt“. 

Es wird klar: Die neue FDP-Führung setzt auf Teamarbeit und klare Inhalte. Erfahrung aus Landes- und Bundespolitik sowie Europa, unternehmerisches Know-how und junge Perspektiven sollen zusammenkommen – für konkrete Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit.

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