Die FDP kann mehr
Nicole Büttner ist Teil des neuen Führungsteams um FDP-Chef Christian Dürr. Als die Anfrage, ob sie Generalsekretärin werden wolle, kam, habe sie gespürt: „Ich bin bereit zu gestalten.“

Nach der Bundestagswahl sei sie „tief enttäuscht“ gewesen, dass die Freien Demokraten nicht mehr im Parlament vertreten sind, gesteht Büttner im Interview mit dem „Focus“. Doch genau deshalb übernimmt sie nun Verantwortung: „Ich glaube, dass eine starke marktwirtschaftliche Stimme nötig ist – gerade aus der Perspektive von Unternehmerinnen und Unternehmern.“
Dass FDP-Chef Christian Dürr ihr den Posten der Generalsekretärin anbot, hat sie überrascht – und bestärkt: „Ich war überrascht – und erfreut, dass er bereit ist, neue Wege zu gehen.“ Die beiden kennen sich „aus dem unternehmerischen Umfeld“, sagt Büttner. Jetzt gehe es darum, „das Politische und das Wirtschaftliche stärker zusammenzubringen“.
Freiheit konkret
Mit Blick auf die schwachen Umfragewerte der FDP macht Büttner klar: „Viele Menschen konnten offenbar nicht erkennen, was unsere Programmatik mit ihrem Alltag zu tun hat.“ Sie will das ändern – durch greifbare Konzepte in Bildung, Digitalisierung und Wirtschaft: „Das gelingt uns beispielsweise mit unserem Konzept der Aktienrente, so konkret wollen wir es zukünftig in weiteren Feldern auch machen.“
Sichtbar bleiben in der APO
Auch ohne Präsenz im Parlament will die FDP sichtbar bleiben. Für Büttner ist klar: „Wir begleiten die Regierung mit eigenen Vorschlägen konstruktiv – und sind derzeit die einzige marktwirtschaftliche Opposition.“ Dafür müsse man auch neue Wege gehen: „Social Media etwa wird eine zentrale Rolle dabei spielen.“
Trotz Gegenwind zeigt sie sich zuversichtlich: „Mein erster Blick auf einzelne Erhebungen stimmt mich optimistisch. Fast 50 Prozent der Bevölkerung wünschen ein FDP-Comeback.“ Die Partei habe weiterhin ein „nicht geringes Wählerpotenzial“.
Europäerin, Teamplayerin und Unternehmerin
Dass sie als Generalsekretärin weiter unternehmerisch tätig bleibt, sieht sie als Modell für die Zukunft: „Politik muss attraktiv für Unternehmerinnen und Unternehmer sein – und die FDP lebt das.“ Es gehe nicht um Einzelkämpfer, sondern „um Organisationen, die Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen aktiv einbinden“.
Sie pendelt aktuell schon beruflich zwischen ihrem Wohnort in der Schweiz und Berlin, wo ihr Unternehmen sitzt. Das ist aus ihrer Sicht ein klarer Vorteil: „Ich denke europäisch.“ Gerade in Fragen wie Verteidigung, Binnenmarkt und Innovation sei „eine starke europäische Zusammenarbeit“ entscheidend.
Aufstieg durch Bildung ermöglichen
Die Themen, bei denen Büttner mit den Freien Demokraten Vorschläge vorlegen möchte, sind zahlreich: „Wir haben einen Bildungsnotstand.“ Das liberale Aufstiegsversprechen müsse erneuert werden, auch für Kinder mit Migrationshintergrund: „Wir müssen dafür sorgen, dass jedes Kind die Chancen hat, die ihm zustehen.“
Innovationsoffenheit statt Denkverbote
Als KI-Unternehmerin setzt sie klar auf Technologieoffenheit – auch in der Energiepolitik: „Wir dürfen Technologien nicht immer sofort kategorisch ausschließen.“ Auch bei kleinen modularen Kernreaktoren müsse man offen bleiben: „Wir brauchen Innovationsoffenheit, keine ideologischen Denkverbote.“
Investitionen stimulieren – nicht nur Geld verteilen
Büttner kritisiert die Wirtschaftspolitik der schwarz-roten Regierung: „Indem Friedrich Merz jetzt die Schuldenregeln aushöhlt und vor allem auf Konsum setzt, droht genau diese Gefahr für unsere Kinder und Enkel.“ Stattdessen brauche es eine Kombination aus Investitionen, Priorisierung und privaten Impulsen: „Wenn der Staat dauerhaft über seine Verhältnisse lebt, macht er sich abhängig – und verliert am Ende die Freiheit, wirklich gestalten zu können.“
Freiheit heißt auch: Verantwortung übernehmen
Zum Schluss fasst Büttner ihr persönliches liberales Leitbild zusammen: „Freiheit bedeutet, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und Pilot des eigenen Lebens sein zu können – ohne dass der Staat in jeden kleinsten Bereich des Lebens hineinregiert.“ Freiheit sei allerdings noch mehr: „Freiheit heißt auch: Verantwortung übernehmen. Das tue ich jetzt auch als Generalsekretärin der FDP.“